Modular Festival in Augsburg:In den Sommer tanzen

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Frederik Rabe, Front-Sänger der "Giant Rooks", spielte eine mitreißende Show. (Foto: Anna Glatt)

Auf dem Modular in Augsburg spielen Bilderbuch, die coolste Band Österreichs, und die vielleicht tollste Band Deutschlands, die Giant Rooks. Mit weiteren spannenden Acts läuten sie die Festival Saison 2022 ein.

Von Eva Goldbach , Augsburg

Modular - aus Modulen aufgebaut, so oder so ähnlich könnte man den Titel des dreitägigen "Modular"-Festivals am Pfingstwochenende in Augsburg interpretieren. Denn das Modular-Festival nutzt alle Module, um ein perfektes Festival zusammenzubauen und läutet so die Festival-Saison 2022 ein.

Zuallererst: es gibt eine Roller-Disco! 80er-Jahre-Beats. Spätestens nach der vierten Staffel von "Stranger Things" wünscht man sich eine Rollschuhfahrt wie diese. Ein Pluspunkt auf dem Modular: die Rollschuhbahn liegt in einem alten Gaskraftwerk. Der postindustrielle Ort in Augsburg bietet nun als Gelände eines immer größer werdenden Kreativquartiers eine spannende Festival-Location.

Was braucht es noch? Headliner, die das Publikum in ihren Bann ziehen. Und da präsentiert das Modular die wohl coolste Band Österreichs, "Bilderbuch", und die vielleicht vielversprechendste Band Deutschlands, die "Giant Rooks". Finn, E-Gitarrist der "Giant Rooks" erzählt von der gerade zurückliegenden Nordamerika-Tour, erst seit zwei Tagen sind sie wieder in Deutschland und schon beim Modular. Er betont: "Wir freuen uns auf jeden Fall krass." Nach drei Jahren Pandemie ist das Modular wie eine Erlösung. "Das fühlt sich jetzt anders an, weil es das erste Festival dieser Saison ist, das wieder unter fast ganz normalen Bedingungen stattfindet." 2016 spielten die "Giant Rooks" bereits auf dem Modular, damals als Stage-Opener vor "gefühlt drei Leuten", so Finn. Jetzt spielen sie auf der Hauptbühne zur Primetime und liefern ein bewegendes und aufregendes Konzert. Dass sie während der vergangenen Jahre viel gelernt haben, merkt man der Band an, die Show scheint perfektioniert, E-Gitarrist Finn und Bassist Luca inszenieren ihre Performance gekonnt, und auch sonst liefern die fünf Mitglieder und Front-Sänger Fred eine mitreißende Show, in der unter anderem ihr Top-Track "Heat up" die Stimmung anheizt.

33000 Besucherinnen und Besuchern haben 2023 die Bands auf dem Modular-Festival in Augsburg gefeiert. Auch im kommenden Jahr findet das Open Air statt - obwohl zeitweise bereits von einem Ende gesprochen wurde. (Foto: Max Tank)

Das Modular ist aber vor allem eins: ein Wohlfühl-Festival - bunt und sonnig und idyllisch. Obwohl nach eskalativem Regentanz-Freitag auch die obligatorischen Festival-Gummistiefel und Regencapes rausgekramt wurden. Doch das schreckt die Besucher nicht ab. Spätestens am Festivalsamstag ist das Modular lange ausverkauft und die Gummistiefel werden gegen verrückte Sonnenbrillen eingetauscht. Wer auf den Modular ankommt, bekommt erstmal eine Tüte Popcorn, kann sich in den "Biergarten" setzen und die kulinarischen Angebote des Festivals durchprobieren. Und da merkt der Festival-Besucher, dass er in Bayern ist. Es herrscht die lauschige Atmosphäre eines Biergartens, begleitet von "Jugge Offbeat" einer Blaskapelle, die aktuelle Pop-Songs spielen. Ansonsten lohnen sich frühe Geheimtipps, wie Philine Sonny, die in bewegenden Melodien Szenen des Alltags beobachtet. Ruhigere Acts lassen sich auch picknickenderweise beobachten. Auch der Kinder-und Familienbereich macht das Modular zu einem Festival für alle, das mit dem Slogan "Inklusion ist wie eine Tüte Gummibärchen" wirbt.

Zuschauer bilden vor der Bühne einen Kreis und tanzen im Moshpit beim Leoniden Konzert. (Foto: Kilian Seiler)

In die diesjährige Festival Saison, die gerade an Fahrt aufnimmt, ist das Modular der ideale Einstieg. Viel Liebe im Detail, eine überschaubare Größe und sorgsame An- und Abmoderationen, um bloß keinen Act zu verpassen. Neben soulig-cooler Sängerin und Strickkünstlerin "Amilli", dem Anti-toxische-Männlichkeit-Sänger "Shelter Boy" oder den "Leoniden", die gerne mal ihre Gitarren durch die Luft schmeißen, ist das Modular auch ein Festival für neue und junge Künstler, aber auch Besucher. Auch die Dresdener Rap-Crew "01099" treibt das 2000er Publikum bis an seine Grenzen. Sie singen "Draußen wird es frisch und ich dreh mir noch zwei/ die Boxen sind so laut und sie holn' wieder Polizei", und die Menge tanzt im Moshpit.

Als die "Giant Rooks" am Samstag ihren letzten Song "Watershed" spielen, alle mitsingen, tanzen und im Schein der hellen Lichter beseelt das Konzert genießen, macht sich "Tropikel Ltd" startklar. Mit ihren Tracks, die heißen, wie sich der Festival-Sommer anfühlt, runden sie den Festival-Samstag ab: "Puls 1000" und "Immer Sommer". Und Finn von den "Giant Rooks" bringt es auf den Punkt: "Super Lineup, total schönes Gelände, schöne Größe, die Leute sind augenscheinlich sehr gut gelaunt. Es passt scheinbar alles."

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