Süddeutsche Zeitung

Mode:Münchner Hutmacherinnen zeigen ihre Kunst

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Skulpturen für den Kopf: Beim Themensonntag der "Hauptsache"-Schau im Bayerischen Nationalmuseum lassen sich Modistinnen über die Schulter schauen. Besucher können aufprobieren und investieren - auch beim speziellen Flohmarkt.

Von Susanne Hermanski

Wäre der Mensch ein Buchstabe, sein Hut wäre das i-Tüpfelchen. Naja, oder sein Barett ein accent aigu, seine Baskenmütze ein accent grave, sein Cowboyhut ein circonflexe ... Aber Schluss mit Vergleichen, die nur versteht, wer in der Schule Französisch hatte oder verrückt ist nach der Pariser Haute Couture vergangener Tage. Die Sprache der Hüte jedenfalls ist reich und schön, aber leider heute vielen Menschen relativ unbekannt. Dennoch gibt es in München immer noch einige wackere Modistinnen, die Kreationen von unfassbarem Schick und nicht selten auch herrlichem Witz anfertigen, in der Regel auf Maß.

Eine Kopfbedeckung erzählt nie nur über Eleganz oder Sportlichkeit von deren Trägern oder Trägerinnen. Sie ist tiefer Ausdruck von deren Persönlichkeit, Wagemut, Angepasstheit. Und deren finanziellen Möglichkeiten - auch wenn das in früheren Jahrhunderten noch viel extremer war. Damals entschieden Stand und Herkunft auch über das, was man auf dem Kopf trug, zum Teil versehen mit rigiden gesetzesgleichen Vorschriften.

Das Bayerische Nationalmuseum veranstaltet im Rahmen seiner aktuellen Sonderausstellung "Hauptsache. Hüte. Hauben. Hip-Hop-Caps" auch Themensonntage. Der kommende (5. März) ist nun ihnen gewidmet: den großartigen Hutmacherinnen aus München und Umgebung. Sie lassen sich bei ihrer fingerspitzenfeinen Arbeit über die Schulter schauen und präsentieren ihre schönsten Kreationen.

Für Kenner haben die oftmals eine eindeutig zuzuordnende Handschrift. Das Duo Eisenblätter & Triska etwa, das seinen Laden im Glockenbachviertel hat, und vom hauchzart gesponnenen Fascinator bis zum Regenhut immer besonders skulptural arbeitet, oder Julia Lösch aus dem Traditionshaus Ina Böckler, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern kann. Schon seit den Zeiten der Gründerin steht diese Werkstatt für ganz großes Kino. Julia Lösch hat noch bei deren Tochter gelernt und die kleine feine Werkstatt weitergeführt.

Eine ähnlich begeisterte Schar an Fans hat Christine Halbig, deren Laden sich an der Theatinerstraße befindet. Sie wird gemeinsam mit dem bekanntesten Fachgeschäft für Kopfbedeckungen in München, Hut Breiter, speziell "die Kunst der Garnitur" demonstrieren. Ferner werden die Modistinnen Ruth Zanker, Heike Thamm, Virginie Pässler (La Vee), Alida und Royal Featherflowers präsentieren, was ihr (Kunst-)Handwerk alles kann. Das Bayerische Nationalmuseum verspricht "eine berauschende Fülle ausgefallener Kopfbedeckungen" an vielen verschiedenen Ständen.

Aufprobieren kann der Besucher die meisten dieser Arbeiten - mit einer kleineren Auswahl ist das zu jeder Zeit auch in einem Saal der Ausstellung möglich. Zudem ist ein Hutflohmarkt mit gebrauchten Modellen geboten, so manches neue Lieblingsstück kann da gleich erworben werden. Um 14.30 Uhr hält Ute Patel-Mißfeldt, die Gründerin der größten bekannten Hutschau weltweit, einen Vortrag über "Mut zum Hut". Ferner sind verschiedene Themenführungen geboten, etwa über die Herstellung von Haarnetzen und Nürnberger Goldhauben. Wer als Dame des ersten Standes im 17. Jahrhundert so eine üppige, aus hunderten feinen Goldplättchen bestehende Haube trug, gab bei jeder Bewegung ein zartes Klingeln von sich. Als ganz besonders subtile Art des Ausrufezeichens sozusagen.

Hauptsache. Themensonntag, 5. März, 11 bis 16 Uhr, Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstr. 3 , tägl. außer montags, 10 bis 17 Uhr

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