Moderator Achim Bogdahn:Ein Sechziger und trotzdem glücklich

Mit Mehmet Scholl sprach Achim Bogdahn im Radio über Musik, beim Fußball hat er das Komische immer im Blick - und manchmal ist er alles andere als nett: Jetzt moderiert der Münchner auch im Fernsehen.

Franz Kotteder

Wann hört man so was schon einmal? "Ich bin ein absolut glücklicher Mensch", sagt Achim Bogdahn, "in meinem Leben ist eigentlich immer alles gut gelaufen." Dann denkt er kurz nach und fügt hinzu: "Na ja, außer was Sechzig angeht, vielleicht." Sechzig ist gewissermaßen sein zweiter Vorname, so wird er gerne als Moderator im "Zündfunk", dem Szene-Magazin im Radioprogramm Bayern 2 angekündigt: Achim Sechzig Bogdahn. Daraus kann man unschwer ablesen, dass er entschiedener Anhänger des TSV 1860 München ist - ein Verein, der gewiss nicht sonderlich vom Glück begünstigt ist.

Moderator Achim Bogdahn: Achim Bogdahn schreibt Kolumnen über Sport, macht Radiosendungen mit Mehmet Scholl, moderiert Radiosendungen und jetzt auch eine Fernsehsendung zum Thema Musik.

Achim Bogdahn schreibt Kolumnen über Sport, macht Radiosendungen mit Mehmet Scholl, moderiert Radiosendungen und jetzt auch eine Fernsehsendung zum Thema Musik.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Lange Zeit war Bogdahn auch Mitglied. Er ist ausgetreten, als die damalige Vereinsführung unter Karlheinz Wildmoser beschloss, zusammen mit dem FC Bayern ein Stadion zu bauen. In München, hat der Kabarettist Ottfried Fischer einmal gesagt, ist es nicht so wichtig, für welchen Verein man ist, sondern gegen welchen.

Dabei ist Bogdahn alles andere als ein Fanatiker. Sondern einer, der das Komische am Fußball immer im Blick hat, wie seine Sportkolumnen im Veranstaltungsmagazin In München und in der taz zeigen. Und selbst wenn er auf das Gespräch mit der SZ fast besser vorbereitet ist als der Interviewer, weil er eine kleine Liste mit den wichtigsten Themen dabei hat: Eigentlich ist der 46-Jährige eine lässige Frohnatur. Das hilft, wenn man Sechziger-Fan ist. Und auch als Rundfunkmoderator strahlt er Lebensfreude aus. Da erinnert er ein bisschen an den jungen Thomas Gottschalk, bloß halt intellektueller.

Das und die gemeinsame Bekanntschaft mit den Musikern der Sportfreunde Stiller war wohl auch der Grund dafür, dass der ehemalige Bayern-Spieler Mehmet Scholl vor knapp vier Jahren ausgerechnet ihn als Wunschkandidaten nannte. Nicht für den Sturm der zweiten Mannschaft des FC Bayern, die er damals übergangsweise trainierte, sondern als Co-Moderator für die Sendung "Mehmets Schollplatten". Die hatte der popmusikbegeisterte Mittelfeldspieler dem BR vorgeschlagen, und die Redaktionsleitung war natürlich begeistert gewesen, den prominenten Fußballstar für eine regelmäßige Sendung zu bekommen.

So kam es also, dass der Sechziger und der Bayer zusammen mehr als 40 Sendungen machten. Viele davon haben sie in Scholls Haus aufgezeichnet. "Meistens in der winzigen Sauna vom Mehmet", erzählt Bogdahn, "und vollständig bekleidet. Aber da war einfach die Akustik am besten."

Damit ist jetzt allerdings Schluss, Scholl hat keine Zeit mehr, er trainiert von Herbst an erneut die zweite Mannschaft des FCB. Zum Abschied hat Bogdahn eine Sendung mit den Highlights aus 40 Sendungen zusammengestellt, die an diesem Freitag um 23.05 Uhr auf Bayern 2 ausgestrahlt wird.

Eine seiner Lieblingsgeschichten ist die von Horst Mohammed. Es ging darin um ein Probetraining mit einem Fußballer aus Schwarzafrika. Horst, dachte die Mannschaft, vielleicht kommt er aus Namibia, da gibt's öfter deutsche Vornamen? Doch Horst reagierte nicht, als sie ihn "Horst" riefen, bei keinem einzigen Zuspiel. Es stellte sich dann heraus, dass der damalige, aus Westfalen stammende Co-Trainer Michael Henke den urbayerischen FCB-Finanzvorstand Karl Hopfner am Telefon bloß falsch verstanden hatte, als der sagte: "Mia schicka dir an Gastspieler vorbei, der hoaßt Mohammed!"

Solche schönen Anekdoten vom FC Bayern wird Achim Bogdahn künftig wohl seltener erfahren, obwohl der Kontakt zu Scholl natürlich erhalten bleibt. Er selbst ist aber auch so gut ausgelastet. Gerade hat er fürs Bayerische und das österreichische Fernsehen erstmals eine Folge der neuen Sendereihe "Heimatsound" zusammen mit der Rapperin Nina Sonnenberg moderiert, da treten Stefan Dettl und Kofelgschroa auf sowie HMBC und Willy Resetarits. Die Folge ist am 13. Juli um 23.30 Uhr im dritten Programm zu sehen.

Der Sport und die Musik

Sport und Musik haben schon immer eine Rolle gespielt in seinem Leben, sagt Bogdahn. Und das Olympiagelände mit seinem Siebziger-Jahre-Charme. Geboren ist er ja in Erlangen, Vater Martin Bogdahn war dort evangelischer Gemeindepfarrer. Die Familie zog bald nach München und wohnte erst in Neuhausen-Gern, dann in Schwabing, um den Olympiapark herum also. Der Vater war zuletzt Regionalbischof für Oberbayern, nach der Pensionierung zog er ins Olympiadorf. So schließt sich ein Kreis.

Sohn Achim hat übrigens ebenfalls evangelische Theologie studiert, in München, Berlin und Glasgow. Etliche Semester sind das geworden. Neben bei hat er immer wieder mal Artikel geschrieben, und irgendwie hat ihn dann doch der Journalismus gepackt. Als seine Bewerbung um eine Hospitanz beim "Zündfunk" erfolgreich war, verzichtete er auf Pfarramtsprüfung und Vikariat, sondern blieb gleich ganz beim Funk. "Ich war immer schon ein Fan vom Zündfunk. Das war natürlich das Höchste für mich, dort arbeiten zu können." Er moderiert auch das Talkmagazin "Eins zu eins", bei dem immer ein Gast eine Stunde lang interviewt wird, und das "Tagesgespräch", bei dem Hörer Experten und Politiker befragen können.

Da gab es schöne Momente. Als etwa zum Höhepunkt der Hartz-IV-Debatte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement erst kurz vor der Sendung erfuhr, dass er eine Stunde zur Verfügung stehen musste und nicht, wie er gedacht hatte, fünf Minuten. "Da hat er einen cholerischen Anfall bekommen und seinen Sprecher zur Minna gemacht. Das war eine ganz schwierige Sendung, ich musste netter sein, als ich wollte."

Noch fordernder aber war jene Sendung, in der die Technik versagte und eine Stunde lang keine Anrufe ankamen. Bogdahn witzelte sich aus der Affäre, indem er Anrufer simulierte. Angekündigt, versteht sich: "Hier ist der Gerhard aus Fürth und ich wollde mal froochen . . ." Fränggisch spricht er, der gebürtige Erlanger, ja fließend. Es war anstrengend, hat aber Spaß gemacht, sagt er. Und wenigstens sei ihm nie etwas Vergleichbares passiert wie einem Kollegen, der Rudolph Moshammer in der Sendung hatte und dann einen Anrufer, der völlig aus heiterem Himmel in den Hörer skandierte: "Mosi fickt Daisy! Mosi fickt Daisy!"

Das ist nun doch eine recht münchnerische Anekdote, anderswo könnte das so nicht stattfinden. Und auch wenn er stolz darauf ist, viel mit dem Ü-Wagen unterwegs zu sein und "das ganze Sendegebiet gut zu kennen": Recht münchnerisch ist Achim 60 Bogdahn ebenfalls. Wie wäre er sonst auf die Idee gekommen, das Duo, in dem er vor 15 Jahren Gitarre spielte und sang, ausgerechnet Isar 12 zu nennen, nach der Sechziger-Jahre-TV-Serie "Funkstreife Isar 12"? Es gab damals auch eine CD, die bei Trikont erschienen ist und die sich einigermaßen ordentlich verkaufte.

Vor allem aber meldete sich ein spanisches Independent-Label, das eine Single mit Isar 12 machte. Die hieß "Olympia" und handelte von 1972. Sport und Musik gehen eben gut zusammen.

Bogdahn trägt sich übrigens mit dem Gedanken, die Band wieder aufleben zu lassen. Isar 12 war zerbrochen, als sein Duo-Partner, der auch der Freund seiner Schwester war, eines Tages nicht mehr der Freund seiner Schwester war. Achim Bogdahn aber hat sich gerade eine neue Gitarre bestellt, eine Fender Jaguar: "Ein Jugendtraum, das war jetzt fällig." Er geht nun in Erfüllung. Der andere Traum hingegen, vom großen sportlichen Erfolg der Sechziger, der wird wohl noch etwas warten müssen.

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