Modellversuch:In Perlach entsteht die erste All-Inclusive-Grundschule Münchens

Hausaufgabenbetreuung im Zentralhort in München, 2015

Bis zum Abend werden Grundschüler künftig an einer Perlacher Schule betreut.

(Foto: Catherina Hess)
  • Der Freistaat und die Stadt München haben sich auf eine ganztägige Betreuungsgarantie von der ersten bis zur vierten Klasse geeinigt.
  • An der Grundschule am Pfanzeltplatz wird es vom kommenden Herbst an ein Modellprojekt geben.
  • Ziel ist ein flächendeckendes Betreuungsangebot von hoher pädagogischer Qualität.

Von Dominik Hutter und Melanie Staudinger

Am Perlacher Pfanzeltplatz entsteht die erste All-Inclusive-Grundschule Münchens. Der Freistaat und die Stadt haben sich auf eine ganztägige Betreuungsgarantie von der ersten bis zur vierten Klasse geeinigt - flexibel bis 18 Uhr buchbar, auch freitags und während der Ferien.

Das Modell startet im kommenden Herbst zunächst für die Erstklässler am Pfanzeltplatz und soll im kommenden Jahr auf weitere Grundschulen ausgedehnt werden. Ziel ist ein flächendeckendes Betreuungsangebot von hoher pädagogischer Qualität. In Perlach übernimmt diese Aufgabe die Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Mit der Kooperation, bei der sich Freistaat und Stadt die Kosten teilen, nimmt München eine Initiative der künftigen schwarz-roten Bundesregierung vorweg, in deren Koalitionspapier ein gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler enthalten ist. Denn viele Eltern suchen händeringend nach einem Platz für ihr Kind, dessen Unterricht oft schon zwischen 11.15 und 13 Uhr endet.

Am Pfanzeltplatz soll es zwei Angebote geben, für die jeweils separate Klassen gebildet werden müssen. Beim rhythmisierten Ganztag dauert der Unterricht bis 15.35 Uhr, er wird immer wieder durch Sport, Musik, Kunst sowie Entspannungs- und Spielphasen unterbrochen. Anschließend können die Eltern auf Wunsch ihren Nachwuchs bis 18 Uhr in der Schule lassen. Die zweite Variante, der flexible Ganztag, bietet den klassischen Unterricht am Vormittag und anschließend Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung sowie diverse pädagogische Angebote.

Wie lange die Kinder nach dem Unterricht noch in der Schule bleiben, können die Eltern tageweise buchen: Wer Sohn oder Tochter beispielsweise am Montag um 16.30 Uhr, dienstags schon um 16 Uhr und den Rest der Woche erst um 18 Uhr abholen will, kann diesen "Stundenplan" zu Schuljahresbeginn festlegen. Während der Ferien beginnt die Betreuung analog zum gewohnten Unterrichtsbeginn, also meist um 8 Uhr.

Abgerechnet wird nach dem von Kitas gewohnten Modell

Für Awo-Chef Christoph Frey bietet sich die Grundschule Pfanzeltplatz für den Modellversuch ideal an, da dort im September ein moderner Erweiterungsbau eröffnet wird. "Mit diesem Modell lösen wir alle Probleme auf einmal", schwärmt Frey. "Die Eltern müssen sich nicht wie bisher in vielen verschiedenen Einrichtungen anmelden."

Komplett gratis ist die "kooperative Ganztagsbildung", wie das Modell offiziell heißt, für die Eltern nicht. Abgerechnet wird nach dem von Kitas gewohnten Modell, bei dem etwa ein Drittel der Eltern wegen ihres geringen Einkommens gar nichts zahlt, ein weiteres Drittel kommt in den Genuss eines ermäßigten Satzes und nur der finanzstarke Rest muss den vollen Beitrag überweisen. Am Pfanzeltplatz sind dies nach Auskunft des Bildungsreferats maximal 110 Euro pro Monat beim rhythmisierten Ganztag und bis zu 150 Euro für das Flexi-Angebot.

"Zeitlich umfassend, qualitativ hochwertig, kostengünstig und übersichtlich strukturiert": So preist Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) das neue Modellprojekt an. "Wir vereinen die Vorteile von Ganztagsschule, Hort und Mittagsbetreuung." In den Augen von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schlägt München mit dem neuen Angebot gar "ein neues Kapitel bei der Bildung und Betreuung von Grundschulkindern auf". Mit der bedarfsgerechten Platzgarantie werde den Eltern geholfen, das passende Betreuungsmodell für ihr Kind zu finden.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek geht davon aus, dass es sehr viele Interessenten geben wird. "Viele Eltern von Grundschulkindern benötigen ein Ganztagsangebot, hauptsächlich um arbeiten gehen zu können." Zurek räumt ein, dass es in den vergangenen Jahren nicht immer gelungen ist, den Bedarf zu decken. Ministerium wie Rathaus loben einmütig, was nicht immer hinhaut: dass Freistaat und Stadt reibungslos zusammengearbeitet haben.

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