Süddeutsche Zeitung

Ausstellung am Hofgarten:Wie es hinter dem Laufsteg aussieht

Die Ausstellung "Unseen Icons" porträtiert Supermodels der Neunzigerjahre. Zu sehen sind Kate Moss, Christy Turlington und Tatjana Patitz mal nicht gänzlich zurechtgemacht.

Von Evelyn Vogel

Christy Turlington mit Haarnetz, Tatjana Patitz beim Haare fixieren, Kate Moss in der Maske und Nadja Auermann bei der Pediküre? Wahrhaftiger hat man die Top-Models der Achtziger- und Neunzigerjahre selten gesehen. Hinter die Kulissen des Hochglanzzaubers der Modebranche führt die kleine, aber feine Ausstellung "Unseen Icons by Nomi Baumgartl", die derzeit in den neuen Räumen der Agentur The A Collectiv am Hofgarten gezeigt wird. Zu sehen sind bislang unveröffentlichte Aufnahmen der Münchner Fotografin Nomi Baumgartl, die die Supermodels schon immer nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch hinter den Kulissen in den Fokus nahm.

Dass diese alten analogen Aufnahmen überhaupt mal wieder zu sehen sind, ist sehr ungewöhnlich. Denn Baumgartl hat der Modefotografie inzwischen gänzlich abgeschworen. Was sie fotografiert, wofür sie sich einsetzt und welche Arbeiten sie in Büchern publiziert und in Ausstellungen zeigt, ist so ganz anders als das, was ihr früheres Leben bestimmte. Denn die einst vielbeschäftigte Fotografin, die international Kampagnen für Modellabels wie Missoni, Yamamoto, Armani und Jil Sander fotografierte und Porträts von berühmten Menschen wie Papst Johannes Paul II., Arthur Rubinstein, Joseph Beuys, Wolfgang Koeppen und Jane Goodall machte, verunglückte 1996 mit schweren Folgen für ihre Sehkraft und ihr Erinnerungsvermögen. Monatelange Rehas folgten, der Versuch, in den alten, hektischen und nervenaufreibenden Job zurückzukehren, scheiterte. Durch die therapeutische Begegnung mit Delphinen wurde nicht nur ihre Heilung vorangebracht, Nomi Baumgartl fand auch einen neuen Sinn in ihrem Leben - und eine neue Leidenschaft.

Seither widmet sie sich Fotokunstprojekten, die sich mit dem Zusammenhang von Mensch, Tier und Natur beschäftigen. "Stella Polaris Ulloriarsuaq. Das leuchtende Gedächtnis der Erde" ist so ein Projekt. Darin geht es um das ewige Eis und die Gefahr, es für immer zu verlieren. Und es geht um Nomi Baumgartls Suche "nach Schönheit und Wahrhaftigkeit". Das hat sie im Grunde auch in ihrer Zeit als Fotografin der Top-Models gemacht. Wenn man genau hinschaut.

Unseen Icons von Nomi Baumgartl, The A Collecitive, Galeriestr. 6a, bis 1. Dezember, Mo.-Fr. 11-16 Uhr

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