Süddeutsche Zeitung

Mobilität:Scharfes Auge auf den Verkehr

Die Stadt will mit einem Konzept ausloten, wie der Münchner Westen seine Expansion verkraften kann

Von Ellen Draxel, Aubing

Aubing-Lochhausen-Langwied ist der am stärksten wachsende Stadtbezirk Münchens. Zwölf neue Siedlungen, darunter der rund 190 Hektar umfassende Stadtteil Freiham, entstehen in den kommenden Jahren oder sind gerade erst bezogen worden. Die Bevölkerung im Viertel wird sich angesichts dieser Dynamik bis 2035 auf fast 40 000 Einwohner nahezu verdoppeln. Lokalpolitiker und Anwohner fordern daher seit Jahren ein Gesamtverkehrskonzept für den Münchner Westen. Lokale Untersuchungen und Lösungsansätze beim öffentlichen Nahverkehr und Straßenbau, bei Bahnunterführungen und beim Radverkehr gibt es bereits viele, aber keine Gesamtschau.

Die soll nun aber kommen: Der Planungsausschuss des Stadtrats hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine umfassende Aufstellung der verkehrlichen Situation inklusive einer Stärken- und Schwächenanalyse für den 22. Stadtbezirk beschlossen. Vorgesehen ist, "Handlungsnotwendigkeiten und -ziele" auszuarbeiten und Nachbargemeinden wie Germering und Gröbenzell gegebenenfalls in die Planung mit einzubinden.

Das Konzept, für dessen Bearbeitung die Verwaltung ein Jahr und Kosten von 150 000 Euro veranschlagt, soll außer dem Individualverkehr auch den Fuß- und Radverkehr und insbesondere den öffentlichen Nahverkehr detailliert unter die Lupe nehmen. Geplant ist zudem, im Rahmen einer Machbarkeitsstudie eine Verbindung zwischen der Alto- und der Lochhausener Straße in Form einer Unterführung auf Höhe des S-Bahnhofs Lochhausen zu untersuchen. Eine Unterführung an dieser Stelle würde nach Meinung der Experten helfen, Schleichverkehr im Straßennetz von Kleiber- und Vestastraße zu vermeiden und den Knotenpunkt Sumpfmeisenweg/Lochhausener Straße zu entschärfen.

Auf den Münchner Westen wirkt sich auch das Betriebskonzept zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke aus: So sollen sich die Schrankenschließzeiten an der Brunhamstraße von heute circa 26 Minuten pro Stunde auf künftig circa 45 Minuten erhöhen. Aufgrund der von der Bahn angekündigten veränderten Schließzeiten will das Planungsreferat alternative Lösungen zur bestehenden Querung des Bahnübergangs Brunhamstraße prüfen. Dabei geht es auch um die Frage eines Tunnels oder einer Brücke, so dass sich Autos und Züge nicht länger in die Quere kommen. Das soll in Kooperation mit der Bahn geschehen.

Das Beschlusspapier dokumentiert im Übrigen, wie die bestehenden Gebiete Aubing und Neuaubing mit dem Bau des ersten Realisierungsabschnittes Freiham-Nord geschützt werden sollen. Danach ist vorgesehen, die Pretzfelder Straße abzuhängen, den Germeringer Weg aber zunächst offen zu halten. Um Altaubings Dorfkern nicht zu belasten, wird die Hauptverkehrsachse in Süd-Nord-Richtung nach dem nördlichsten Baufeld geschlossen. Es gibt einen Zugang zum Landschaftspark Freiham und einen provisorischen Anschluss an den Autobahnring A 99. Baustellenfahrzeuge sind angehalten, die Route über die Bodenseestraße und die Autobahn zu nutzen.

Ob der neue Stadtteil Freiham künftig durch eine Tram oder eine U-Bahn erschlossen wird, entscheidet der Stadtrat nicht mehr, wie zunächst angekündigt, vor Weihnachten. Für die Verlängerung der U 5 bis nach Pasing erstellt das Baureferat derzeit die Antragsunterlagen zur Planfeststellung. Mit Baubeginn dieser Trasse wird frühestens 2020 gerechnet.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2017
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