Mobilität:Entlastungsangriff

Berg am Laims Lokalpolitiker Kulzer schlägt vor, mit einem neuen Tunnel unter den Bahngleisen die Staus im Münchner Osten zu verringern

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Könnte das ein Befreiungsschlag für den vom Nord-Süd-Verkehr arg gebeutelten Berg am Laimer Ortskern sein? Der Bezirksausschussvorsitzende Robert Kulzer (SPD) schlägt vor, die St.-Veit-Straße und die Kronstadter Straße mit einem langen Tunnel unter den Bahngleisen zu verbinden: "Eine Verwirklichung innerhalb der nächsten zehn Jahre ist anzustreben", schreibt er in seinem Antrag an den Bezirksausschuss (BA) für dessen Sitzung an diesem Dienstag, 23. Oktober. Zwei Tage später, am Donnerstag, 25. Oktober, steht das zweite Berg am Laimer Bürgerforum an, bei dem es nur um Verkehr gehen soll. Dieser hatte sich beim ersten Bürgerforum im April als drängendstes Problem im Stadtteil herauskristallisiert, Lösungen waren nicht in Sicht. Nun kann Kulzer seine Idee auch dort gleich einspeisen.

Immer ist die Bahn im Weg: Ein wichtiger Grund für die Verkehrsprobleme des gesamten Münchner Ostens ist die Tatsache, dass Autofahrer, die in Nord-Süd-Richtung unterwegs sind, nur an wenigen Stellen die Bahntrasse queren können, die das Gebiet zerschneidet: Östlich des Leuchtenbergsrings sind das die stets verstopfte, enge und dunkle "Truderinger Unterführung" unter dem Berg am Laimer S-Bahnhof und noch weiter östlich dann erst wieder der Schatzbogen.

Unterführung Truderinger Straße, Hultschiner Straße unter dem S-Bahnhof Berg am Laim

Nadelöhr: An der Unterführung Truderinger Straße staut sich der Verkehr zu den Stoßzeiten in beide Richtungen. Ein weiterer Tunnel zwischen Berg am Laim und Bogenhausen könnte Abhilfe schaffen.

(Foto: Florian Peljak)

Die Truderinger Unterführung befindet sich an der Grenze zwischen Berg am Laim und Bogenhausen - sie heißt so, weil sie in der Truderinger Straße liegt. Sie vor allem ist das Nadelöhr, an dem zu Berufsverkehrszeiten meist gar nichts mehr geht, denn alle, die zwischen Bogenhausen und Trudering, Ramersdorf oder Neuperlach unterwegs sind, quetschen sich hier durch. Die CSU im Berg am Laimer BA hatte daher vor einigen Monaten vorgeschlagen, diese schmale Röhre aufzuweiten: Die Bahn habe ohnehin angekündigt, die Unterführung sanieren zu müssen, da könnte man sie doch auch gleich verbreitern. Doch SPD und Grüne zeigten sich skeptisch: Was würde ein komfortablerer Tunnel nutzen, obwohl es südlich auf der Baumkirchner Straße doch nur einspurig weitergehen kann? Und würden neue Fahrspuren nicht auch noch mehr Autos vom Leuchtenbergring abziehen und herlocken? Gar nicht vorstellen mag sich Kulzer zudem, welches Chaos während der Sanierungs- oder Bauzeit bei einer Vollsperrung der Truderinger Unterführung ausbräche: "Ein Straßenneubau an geeigneter Stelle erscheint daher als die bessere Lösung", urteilt er.

Dass eine Entlastung her muss, ist unumstritten, denn es wird gebaut, gebaut und gebaut: Das dicht bepackte Neubaugebiet Baumkirchen Mitte wächst immer noch in die Höhe, da stehen schon zwei weitere Projekte im direkten Umfeld der Unterführung an: rund 800 neue Wohneinheiten auf dem Acker an der Truderinger Straße und etwa 400 plus Gewerbe auf dem freien Areal an der Eggenfeldener Straße auf Bogenhauser Seite. Für die Zamilastraße ist ein Boardinghaus mit 850 Wohneinheiten angekündigt. Das Gewerbegebiet Neumarkter Straße wird zunehmend verdichtet, nicht nur mit der "Macherei" auf dem früheren Temmler-Gelände. Zu all dem kommt die bereits begonnene Verkehrsberuhigung der Truderinger Straße weiter östlich im Herzen von Straßtrudering im Zuge des Städtebauförderungsprojekts Aktive Zentren. Da müssen sich Autofahrer ganz neue Wege suchen, was sicher negative Auswirkungen auf Berg am Laimer Verkehrswege haben wird.

Kulzer sieht in einem zusätzlichen Tunnel einen weiteren Vorteil: Er würde nicht nur den Berg am Laimer Ortskern entlasten, sondern mit den im Norden bestehenden Anschlussbeziehungen zu A 94 und Eggenfeldener Straße auch neue, kürzere Routen zu übergeordneten Straßen schaffen. "Und mit einem parallel geführten Rad- und Fußweg ließen sich auch die Natur- und Erholungsflächen im Gleisdreieck Alter Rangierbahnhof erschließen." Die Stadt solle im Detail untersuchen, ob sich dieser Tunnel realisieren ließe und die erhofften Effekte hätte. Dann müssten schnell alle Betroffenen wie die Bahn, die angrenzenden Betriebe, Eigentümer und Anlieger und die Bezirksausschüsse Berg am Laim, Trudering-Riem und Bogenhausen an einen Tisch und bei der Planung beteiligt werden. Kulzer zufolge ist sein Vorstoß mit den beiden Nachbargremien vorher besprochen worden.

Die Sitzung des Bezirksausschusses Berg am Laim findet statt an diesem Dienstag, 23. Oktober, 19 Uhr, in der Mensa der Ludwig-Thoma-Realschule an der Fehwiesenstraße 118. Die zweite Berg am Laimer Stadtteilkonferenz widmet sich ausschließlich dem Thema Verkehr. Sie findet statt am Donnerstag, 25. Oktober, von 18 bis 21 Uhr im Pfarrsaal an der Baumkirchner Straße 26 und ist offen für alle Bürger des Stadtteils.

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