Spanisches Restaurant Altstadt "Miura":Wie ein wilder Stier

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Viel Ibiza, aber auch eine große Portion Münchner Schick: Das spanische Restaurant Miura ist das neueste Beispiel für die gastronomische Belebung des Oberangers.

Astrid Becker

Hinweis: Das Restaurant gibt es inzwischen leider nicht mehr

Inhaber Patrick Bertermann mit Küchenchef Ivica Mioc. (Foto: Stephan Rumpf)

Wenn jemand etwas sehr Gefährliches wagt, dann sagen die Spanier gerne mal: "Er ist mit den Miura gegangen." Miura - das ist der Name der berühmtesten Kampfstier-Zucht des Landes. Die Tiere aus dieser Zucht gelten als besonders angriffslustig, wer es mit ihnen aufnimmt, wird mehr als andere als Volksheld gefeiert. Das mag erklären, warum auch Lamborghini einen seiner berühmtesten Sportwagen so getauft hat.

Wer nun jedoch den Schluss zieht, Patrick Bertermann habe seine neue Tapas-Bar am Oberanger 32 so genannt, weil er gerne auf Risiko spielt, der sollte sich den Laden erst mal in Ruhe anschauen.

Schon vor der Eröffnungsparty im "Miura" am heutigen Donnerstagabend mit lokaler Prominenz von Lothar Matthäus bis Kai Pflaume und Jimi Blue Ochsenknecht zeigt sich bei ersten Besuchen: Das Konzept kommt gut an, die Gäste sind offenbar neugierig. Das ist keine Selbstverständlichkeit, schließlich galt der Standort am Oberanger jahrelang als unbespielbar; nicht wenige Gastronomen mussten ihre Investitionen rasch wieder abschreiben. Das Miura versucht nun, mit einer edlen Mischung in der Innenstadtlage zu bestehen: Es dominieren dunkle Holzböden, geweißte und gebürstete Eichenholztische, maurische Kacheln, die mattierte Messingwand im Barbereich und eine einladende weiß-schwarze Außenterrasse.

"Mir ist Haptik sehr wichtig", sagt der 40-jährige Unternehmer. Dafür hat er wohl auch einiges mehr in sein Lokal investiert als andere Gastronomen mit vergleichbaren Objekten: Allein zehn Kilometer Kabel wurden hier unter Putz neu verlegt - und das, obwohl der Vorgänger, der hier ein italienisches Restaurant betrieb, selbst erst alles neu ausgestattet hatte. Eine weltoffene Tapas-Bar im Ibiza-Stil: Diese Idee hatte Bertermann schon länger. Sein Geld verdient er eigentlich im Online-Marketing, er besitzt mehrere Firmen, aber auch einen Rennstall und ist am neuen Trendlokal "Zum goldenen Kalb" am Viktualienmarkt beteiligt - keine schlechten Voraussetzungen, um in der Münchner Gesellschaft im Gespräch zu bleiben.

Bertermann ist Halbspanier, Ibiza ist seine Sehnsuchtsinsel: "Dort hat sich kulinarisch unglaublich viel entwickelt - es ist dort eben nicht ballermannmäßig, sondern fein, international und vor allem lässig." Den Münchnern will er nun zeigen, dass Spanien weit mehr zu bieten hat als Sangria und Paella. Als Küchenchef hat er Ivica Mioc verpflichtet, der sein Handwerk unter anderem bei den Köchen Alfons Schuhbeck und Christian Jürgens gelernt hat: "Der hat mich nur genommen, weil sich mein Vorname richtig ausgesprochen wie Ibiza anhört", witzelt Ivica Mioc.

Das Lokal schielt ganz offensichtlich auf eine Klientel, die sich nicht nur mit Tapas abspeisen lässt, deshalb stehen Zander auf Sherrylinsen, Kabeljau im Kartoffelmantel oder Rinderlende auf Paprikagemüse auf der Karte. Daneben kommen jedoch auch spanische Klassiker auf den Tisch, Gambas al Ajillo, mit Sardellen gefüllte Oliven oder spanischer Schinken vom Cerdo Iberico, dem schwarzen Hausschwein - selbstverständlich muss es der echte "pata negra" sein. Bertermann hat sogar einen eigenen Schinkenmeister aus Spanien geholt, der die teure Ware mit der Hand vor den Augen der Gäste schneidet.

Das hat seinen Preis: 20 Euro muss man hier für 100 Gramm hinlegen, für die Kunden offenbar kein Problem, wie der Chef versichert: "Wir kommen kaum mehr mit der Nachbestellung in Spanien nach", sagt Bertermann, der zumindest als Verkäufer in eigener Sache schon mal einen guten Job macht.

© SZ vom 21.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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