Mittlerer Ring:Wo München weiter untertunnelt wird

Eröffnung des Informationspavillons zum Tunnel unter dem Englischen Garten mit Alt-OB Hans Jochen Vogel

So sieht er im Modell aus: Der mögliche Tunnel unter dem Englischen Garten.

(Foto: Florian Peljak)

Der Landshuter Allee räumt die Stadt höchste Priorität ein. Ein möglicher Tunnel durch den Englischen Garten dagegen wird zum "Sonderprojekt".

Von Marco Völklein

Seit Monaten warten die Politiker im Rathaus und den Stadtvierteln, aber auch viele Bürger entlang des Mittleren Rings darauf, dass die Stadtverwaltung einen "Priorisierungsvorschlag" für künftige Tunnel am Ring vorlegt. Seit Kurzem nun kursiert diese Liste in diversen Bezirksausschüssen. Sie zeigt: Auf Platz eins der städtischen Tunnelliste steht die Röhre an der Landshuter Allee. Und den geplanten Tunnel im Englischen Garten will die Stadt als "Sonderprojekt" behandeln.

Landshuter Allee

An der Landshuter Allee ist ein Tunnel aus Sicht der Planer am ehesten machbar. Zudem ließen sich die angestrebten Ziele, also unter anderem der Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Abgasen, hier "am ehesten realisieren", schreibt Stadtbaurätin Elisabeth Merk in ihrer Stadtratsvorlage. Die baulichen Risiken seien "beherrschbar und lösbar" - somit werde der Röhre "die höchste Priorität eingeräumt".

Nicht weiter verfolgen wollen die Planer der Stadt den Tunnelvorschlag des Bauunternehmers Rolf Rossius. Der hatte angeregt, die Stadt könnte auf der Tunneldecke mehrere Gebäude errichten, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen; zugleich spart sich die Rossius-Variante die von der Stadt eigentlich eingeplanten Zufahrten aus den diversen Seitenstraßen. Merk lehnt diese Variante "aus fachlicher Sicht" ab - unter anderem, weil wegen der fehlenden Zufahrten so viel Verkehr an der Oberfläche verbleiben würde, dass die Wohnhäuser nicht mehr zu nutzen seien. Verfolgt werden soll stattdessen die Variante der Stadt, deren Kosten auf 537 Millionen Euro geschätzt werden. Zuvor allerdings seien weitere Untersuchungen und vertiefte Planungen nötig. Mit dem Bau begonnen werden könnte frühestens in acht Jahren, schreibt Merk.

Tegernseer Landstraße

Auf Platz zwei der städtischen Priorisierungsliste steht der Tunnel an der Tegernseer Landstraße. Dort hatten von der Stadt beauftragte Planer mehrere Varianten untersucht - und bei nahezu allen vor allem ein Problem ausgemacht: An der relativ eng bebauten und vom Verkehr stark beanspruchten Stelle des Mittleren Rings ist nur wenig Platz, um den Tunnelbau voranzutreiben und gleichzeitig den Autoverkehr daran vorbeileiten zu können.

Merk will daher diese Frage zunächst "vertieft" untersuchen lassen; vielleicht fällt findigen Ingenieuren ja noch eine Lösung ein, etwa eine Behelfsbrücke oder großräumige Umleitungen des Straßenverkehrs. Zudem sollen die Fachleute abschätzen, wie teuer eine solche Lösung kommen würde. Erst wenn diese Untersuchung vorliegt, könne vom Referat dem Stadtrat "ein Entscheidungsvorschlag zur Realisierung der Tunnelbaumaßnahme vorgelegt werden", schreibt Merk weiter. Bis wann diese Untersuchung abgeschlossen sein könnte, dazu sagt die Stadtbaurätin nichts.

Englischer Garten

Als "Sonderprojekt", das mehr oder weniger parallel zu den beiden anderen Tunneln laufen soll, stuft Merk die geplante Autoröhre zur "Wiedervereinigung" des Englischen Gartens ein. Allerdings sieht die Stadtbaurätin bei dem Projekt noch Klärungsbedarf gleich in mehreren Punkten: So müsse zum Beispiel noch untersucht werden, wie sich der geplante Ausbau des Föhringer Rings und die Sanierung der Herzog-Heinrich-Brücke auf das Projekt auswirken könnten. Außerdem ist die Finanzierung aus Sicht der Stadt noch offen: Der Stadtrat hatte im Februar 2014 das Projekt zwar grundsätzlich befürwortet, zugleich aber eine finanzielle Förderung des Freistaats zur Bedingung gemacht.

Laut Merk hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im April Briefe an den bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wie auch an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) geschickt und darin gebeten, eine Auflistung möglicher Fördertöpfe zu schicken, aus denen man sich bedienen könnte. Bislang sei noch keine Antwort zurückgekommen, schreibt Merk.

Die Bürgerinitiative, die den Tunnelbau initiiert hatte, beziffert die Baukosten auf 70 bis 80 Millionen Euro; die Planer der Stadt kalkulieren in einer ersten Überschlagsrechnung laut Merks Stadtratsvorlage mit 125 Millionen Euro. Sie schlägt nun vor, sämtliche Verkehrs- und Finanzierungsfragen detailliert und unter Beteiligung externer Gutachter zu klären, parallel dazu sollen die Ingenieure des Baureferats die Planungen und Untersuchungen für den Bau vorantreiben. Wenn alles klappt, könnte in sechs Jahren ein Baubeginn erfolgen.

Andere Projekte

In die Debatte um weitere Tunnels am Ring schalten sich immer wieder auch Anwohner und Politiker aus anderen Vierteln ein und fordern auch bei sich eine Verlegung des Rings in den Untergrund - zuletzt hatten Bezirksausschüsse unter anderem am Leuchtenbergring und in der Chiemgaustraße neue Autoröhren gefordert. Konkrete Tunnelpläne verfolgt die Stadt an diesen Stellen jedoch nicht. Merk stellt lediglich in Aussicht, diese Abschnitte zusammen mit den Kollegen aus dem Bau- und dem Kreisverwaltungsreferat weiter zu untersuchen und Maßnahmen zur Verkehrslenkung oder -reduzierung zu prüfen. Dies soll sukzessive und "nach Dringlichkeit" geschehen.

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