Mitten in Thalkirchen:Prächtiger Empfang

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Ein glanzvolles Entree ist wieder gefragt, wie sich bei Jubiläums- und Stadtteilaktivitäten zeigt. Auf die Tore kommt es an - auch jenseits der Fußball-Weltmeisterschaft

Von Jürgen Wolfram

Gold. Gold. Gold. Das Tor an der Maria-Einsiedel-Straße erweckt den Eindruck, als feiere dahinter der Münchner Geldadel eine Jubiläumsparty. Glitzernde Girlanden, schillernde Luftballons. Doch an diesem flüchtigen Eindruck stimmt nur das Jubiläum: Der Sozialdienst katholischer Frauen erinnert an das hundertjährige Bestehen seiner Einrichtungen in Thalkirchen. Heilpädagogische Tagesstätte, ambulante Erziehungshilfen, Kinderkrippe. 70 sozialpädagogische Kräfte, 150 betreute Menschen. Fern aller Prunksucht feiern Nachbarn, Eltern und Kinder ums Haus Maria ein entspannt-sommerliches Gartenfest.

Keine drei Kilometer Luftlinie entfernt steigt gerade der "Obersendlinger Freiraumsommer". Zu den Attraktionen zählen Installationen, die Studierende der Technischen Universität "auf der Suche nach Raumpotenzialen" und beim "Nachdenken über Vertikalität" gefertigt haben. Ist aber alles nichts gegen das Eingangstor zum Festareal an der Gmunder Straße. Vier Meter hoch, elf Meter breit und mit indianisch anmutender Ornamentik verziert, bleibt der Blick unweigerlich an dieser Metallkonstruktion hängen. Sie wirkt ganz und gar wie die Visitenkarte eines "unheimlich spannenden Ortes", den ins öffentliche Bewusstsein zu heben die Stadtteilaktion zum Ziel hat.

Wohin man schaut, ein glanzvolles Entree scheint wieder gefragt zu sein. Frei nach dem Motto: dem Gast am besten gleich beim Empfang signalisieren, er stehe an der Pforte zum Paradies. Was dahinter kommt, sieht er dann schon. Kennt man seit längerem von Hotels, deren Lobby selbst dann was hermacht, wenn sich die Betten so anfühlen, als hätten in ihnen schon Napoleons Soldaten ihren Rausch ausgeschlafen. Mit Toren mag man gegenwärtig assoziieren, was französische und kroatische Fußballspieler zuwege bringen. Schon der Ballfänger Sepp Maier aber hat als sinniger Memoirenschreiber ("Ich bin doch kein Tor") aufgezeigt, dass hier ein Wort vorliegt, das zum heiteren Querpassspiel mit seinen Bedeutungen anregt. Das schmucke Portal drängt dabei wieder in den Vordergrund. Immer hereinspaziert.

© SZ vom 13.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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