Süddeutsche Zeitung

Mitten in Schwabing:Wasserspiele für jedermann

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Während manche Brunnen ein Schattendasein fristen, werden andere als Freibad-Ersatz genutzt

Glosse von Nicole Graner

Es ist ganz egal, wie groß und wie klein. Brunnen haben eine magische Anziehungskraft, na ja, vor allem das Wasser. Aber der Standort ist wichtig. Der kleine Berolinabrunnen an der Johann-Fichte-Straße zum Beispiel fristet ein einsames Dasein. Selten, dass da jemand davor steht, geschweige denn ein Buch liest an so feuchter, so schattiger Stelle. Der Maskenbrunnen am neu gestalteten Artur-Kutscher-Platz dagegen ist heiß geliebt. Um ihn herum ist an heißen Sommertagen viel los. Mütter mit Kindern genießen Wasser und Atmosphäre auf Bänken und Steinsitzen. Und am Wedekind-Brunnen, den Bildhauer Ferdinand Filler 1959 schuf, lässt sich - und so hätte es sich die Lyra spielende Muse sicher gewünscht - gut verweilen. Sogar mit Poesie im Rücken: "Seltsam sind des Glückes Launen/Wie kein Hirn sie noch ersann/Dass ich meist vor lauter Staunen/lachen nicht noch weinen kann". Mitten auf dem Wedekindplatz tut im regen Treiben das leise Plätschern gut.

Die Wasserkaskaden am Forum Münchner Freiheit sind nicht in Betrieb, und der Brunnen von "Miss Schneizelreuth" alias Volksschauspielerin Bally Prell ist eher von Fahrrädern umgeben als von Brunnen-Päuslern. Dafür gibt es jetzt etwas fast Neues. An der Leopoldstraße am Quartier Schwabinger Tor: Die kleinen Fontänen, die direkt vor dem Hotel aus dem Boden sprudeln sind derzeit - wenn die Sonne mal wieder heruntergrillt - der Hit. Denn die Höhe der Fontänen hat Kindergröße. Der größte Spaß, sagen wir mal von Fünf- bis Sechsjährigen, ist es, ganz nah an die Fontäne ranzugehen, das Gesicht mutig in den Strahl zu strecken und quietschend durchzulaufen. Während Mama oder Papa auf einer der Bänke sitzen, "wässern" sich die Kinder ohne Pause.

Ein kleiner Junge, der praktischerweise unter seiner Jeans schon ein Badehose anhat, perfektioniert seinen Fontänen-Lauf. "Papa, Papa, schau, mein Gesicht wird nicht nass!". Er streckt sich über die erste Wasserspitze und läuft zur nächsten. Doch eine Fontäne scheint ein bisschen mehr Wasserdruck zu haben und schießt etwas höher. Nass ist er. Und alle um den Brunnen herum lachen. Andere Kinder versuchen, die Düsen zuzuhalten. Kann auch mal nach hinten losgehen - in Richtung Sitzbänke. Besonders attraktiv ist die Trockenmaschine: Die Bodenplatten um den Brunnen herum werden in der Sonne so heiß, dass man sich auf einem Badetuch wunderbar und wohlig aufwärmen kann. Schön ist es, da zu sitzen, dem Treiben zuzuschauen - mitten im Quartier, neben Helmut Dietl in Bronze und so nah an der Leopoldstraße.

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Quelle:
SZ vom 21.07.2021
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