Das Aufbrechen in die Ferne beginnt mit der Vorfreude. Auf den Blick aus der Vogelperspektive, vom Fenster im Flieger auf das weite Land, das Rauschen des Meeres, auf fremde lukullische Genüsse und neue Bilder im Kopf. Und das Wiederkehren? Es beginnt mit der gefühlten Wahrheit, dass sich in der Abwesenheit viel verändert hat.
Zum Beispiel auf der Baustelle am Schwabinger Tor. Da scheint es noch mehr Fenster zu geben als vorher - zumindest sind nun viel mehr eingebaut. Die Freibäder haben plötzlich auf. Im Ungererbad drehen Schwimmer ihre Runden, und in einem Haus an der Tristan-straße, dessen Neubau in den vergangenen Monaten so manchen Anwohner Nerven gekostet hat, sind die erste Mieter eingezogen. Wohl auch eine Familie mit Kindern. Eine winzige grün-gelb- rote Rutsche steht im Garten, der noch gestaltet werden muss. Apropos Garten: Ja, auch da beweist wucherndes Grün, dass das Wegsein doch ein längeres war. Der Wilde Wein rankt sich über die Terrasse und hat seine Tentakel bis in die Rollläden verästelt, eine Rosenstaude umwickelt und die Gartentreppe überwuchert. Der Efeu sucht sich Wege in Beeten. Im ausgelassenen Brunnen eine grüne Moosschicht und ein Ameisennest mitten in einer Kübelpflanze. Und dann diese Postberge. Herrlich! So lange war man also weg.
Und doch ist alles beim Alten. Die Nachbarn ratschen am Sonntag wie gewohnt im Garten, die Nachbarskatze hält am selben Fleck Siesta und schnurrt. Und der kleine Junge von nebenan singt FC-Bayern-Hymnen. Man trifft sich beim Semmelholen am Sonntag, und die Kirchturmglocken haben den gewohnten Klang. Der Grieche um die Ecke hat noch immer dieselben klapprigen Stühle und verlangt das Doppelte für Retsina wie seine Kollegen in Griechenland. Alles wie eh und je. Und dann das eigene Bett! Ein Traum! Ausbrechen ist schön, aber Heimkehren auch.