Süddeutsche Zeitung

Mitten in Schwabing:Müsli und der Waschfraß

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Der Pelz des Lieblingstiers ist schon ordentlich borstig geworden, einen Schwanz hat es auch nicht mehr. Dafür kommt Müsli nun - au weia - an das Innenleben

Kolumne von Nicole Graner

Keine Frage. Der "Waschfraß" ist eines von Müslis Lieblingsspielzeugen. Der was? Nun: Als man das flauschige Tierchen für den jungen Australian-Shepherd-Welpen kaufte, war man sich nicht klar, was es genau ist. Waschbär oder Vielfraß. Nun ist es ein bisschen von beiden und der buschige Schwanz natürlich der größte Knabberspaß. Erstaunlich, wie lange dieser eigentlich heil blieb. Denn Waschfraß wird vorzugsweise abends durch die Luft geschleudert und beknabbert. Bei genüsslichen Grunzlauten geht es dem Plüschschwanz an den Kragen. Jetzt hat Waschfraß, dessen Pelz schon ordentlich borstig geworden ist, keinen Schwanz mehr. Dafür kommt Müsli nun - au weia - an das Innenleben. Das Füllmaterial wird mit Vorliebe herausgezuzelt und in der Wohnung verteilt. Solange bis das Kuscheltier nur noch eine Hülle ist. Die Fülle wird danach von Frauchen (blödsinnigerweise) wieder in den Waschfraß gestopft. Dann geht das Spiel von vorne los.

Ach ja, da gibt es auch noch die Frustsocke. Eigentlich gab es das tiefgefrorene und verknotete Baumwollstück, als Müsli neue Zähne bekam. Doch noch immer steht das kühlende Bündel Stoff hoch im Kurs. Beliebt sind bei Müsli auch Taue oder Bälle jeder Art. Oder ein Kong, der beim Werfen in alle erdenklichen Richtungen hüpft. Nur mit einem Ball gab es Probleme. Zugegeben, der sah schon etwas sehr spacig aus: ein blaues Teil mit Schlitzen und Noppen und innen drin noch ein quietschgelber, knisternder Ball. Als Herrchen ihn ganz stolz Müsli präsentierte, sträubte sich ihr Fell, sie sprang hinter den Stuhl, knurrte und bellte wie verrückt. Der Ball machte ihr Angst, und sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Doch die Neugier siegte. Jeden Tag robbte sie ein wenig näher an ihn heran, irgendwann ein zaghaftes Anstupsen. Heute ist Müsli superscharf auf den einen Knisterball.

Im Freien hatten es ihr den Sommer und den warmen Herbst über Grashüpfer angetan. Die springen einfach zu schön. Nichts wie hinterher, selbst Hüpferling sein. Die Quote: 90 zu 10 für die Grashüpfer. Noch. Allerschönste "Spielgeräte" aber sind junge, aufgeweckte Artgenossen. Wie zum Beispiel der kleine schwarze Labrador-Welpe der Nachbarn, Sammy. Da gibt es kein Halten mehr. Springen, kugeln, Ohren zwicken, Pause. Dann wieder von vorn - und das, bis beide keuchend in der Wiese liegen. Nase an Nase.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2019
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