Sehr fruchtbar war der Garten von unserem Opa im kleinen Schretzheim, heute ein Vorort von Dillingen. Vor allem die Stangenbohnen gediehen prächtig und üppig. Jeden Sommer aufs Neue traf daher bei uns ein stattliches Postpaket mit der verderblichen grünen Ernte ein. Unsere schwäbische Oma wollte die gesamte Sippschaft an diesem Segen teilhaben lassen. Wahrscheinlich waren wir die einzige Familie weit und breit, in der Bohnensalat ein Hauptgericht darstellte, allenfalls garniert mit ein paar harten Eiern.
Nun haben wir längst selbst einen Garten. Der paar Bohnen darin werden wir leicht Herr, sind wir doch an Bohnensalat von klein auf gewöhnt. Unser Apfelbäumchen aber hat sich zu einem veritablen Baum ausgewachsen, der reichlich saftige, leicht säuerliche Früchte trägt. Sie haben nur einen Nachteil: Lagerfähig sind sie nicht. Nach zwei, drei Wochen werden sie mehlig. Eine große Aufgabe also. Postpakete sind nicht nötig, unsere Nachkommen leben in München. Zudem werden in der eigenen Küche fleißig Kuchen fürs Gefrierfach und Apfelmus als Vorrat für die kalte Jahreszeit hergestellt. Dennoch bleibt ein Überschuss, pfeilgrad kurz vor dem Urlaub.
Wohl dem, der in einem solchen Fall von Überangebot gute alte Freunde, hilfsbereite Nachbarn und nette Kollegen hat. Wir haben obendrein ein ganz besonderes Glück, wenn wir in Urlaub fahren: Unsere Haus-Sitterin kümmert sich bei Bedarf nicht nur um Briefkasten, Tageszeitung, Terrassen- und Zimmerpflanzen. Sie verwaltet gewissenhaft, was immer noch am Baum hängt. Bis ihr Göttergatte anmerkt, er komme sich bald vor wie im Alten Land und Freundinnen vom Kaffeekränzchen müde weiteren Bedarf verneinen. Wir Urlaubsheimkehrer können ihr dafür nur herzlichst danken. Und einen kleinen Schnaps mitbringen. Natürlich nicht aus Äpfeln.