Mitten in Ramersdorf:Fast wie auf dem Campingplatz

Die Rückkehr der Wohnmobile aus dem Urlaub ist ein ganz besonderer Moment

Kolummne Von Renate Winkler-Schlang

Zurück aus den Ferien denkt der Camper-Urlauber gerne zurück an die schönen Stunden in Italiens Süden, ans terminlose Lotterleben im kleinen alten Wohnmobil. Aufwachen, ein Schritt vor die Wagentür, und schon ist man mitten im Freien, der Strand nur ein paar Meter entfernt, man hört das beruhigende Rauschen der Wellen. Frühstück im Schatten alter Bäume, Vogelgezwitscher. Wunderbar war das! Noch wartet der Wohnbus frisch geputzt und irgendwie traurig verwaist daheim am Straßenrand, die Fahrräder noch hinten draufgeschnallt, denn vielleicht kommt ein letztes schönes, freies Wochenende.

In unserer kleinen Ramersdorfer Straße parken in diesen Tagen einige Rückkehrer: ein alter grüner VW-Bus, übersät mit aufgemalten Blumen, ein kugeliger formschöner Mini-Wohnwagen, in dem wohl kaum mehr Platz hat als ein Doppelbett, schräg gegenüber ein weiterer weißer Wohnwagen in der Kurve, deutlich betagter, mit aufgestelltem Hubdach. Zu bestaunen ist ferner ein altes Wohnmobil, das sein Kennzeichen mit dem H wie historisch als Oldtimer ausweist, auf dem in bunten Buchstaben "Reisebüro Meisl" zu lesen ist (warum nur?). Ums Eck steht ein deutlich neueres und schickeres Wohnmobil mit dunkel getönten Scheiben, das man gerne mal von innen bewundern würde. Ganz hinten gibt es noch ein kantiges, hellbraun-beiges Modell, sicher ein Klassiker aus dem vorigen Jahrhundert, das hat vorne drin einen goldenen Plastikelefanten (warum nur?). Und nicht zuletzt prangt in der Nachbarschaft ein spaciger, spiegelnder Aluminium-Wohnanhänger vor einem noch nicht bezugsfertigen neuen Holzhaus. Fast wie auf dem Campingplatz. Bloß dass man hier morgens keinem begegnet, der pfeifend mit dem Handtuch über der Schulter und der Zahnbürste in der Hand zum Duschenhäusl strebt. Fürs gemütliche Frühstück draußen hat offenbar auch niemand Zeit. Boccia, Federball? Fehlanzeige. Und statt der Wellen rauschen wenige Meter weiter westlich die Reifengeräusche der Autos auf dem Innsbrucker Ring.

Bald werden hier wieder ein paar Parkplätze frei. All die Reisemobile haben wohl irgendwo auf dem Land, wo Platz noch keine Mangelware ist, ein schneedichtes Winterquartier. Bis zum nächsten Jahr!

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