Mitten  in Peschiera:Bis der Arzt kommt

Es sind die Tage der großen Worte am See. Fast wie früher, bei Elvis

Von David Costanzo

Vor fast genau 60 Jahren brachte eine Aussage die Massen zum Toben. "Elvis has left the building", sagte Horace Lee Logan zum Abschluss der Musiksendung Louisiana Hayride - und die ohnehin schon wütenden Untertanen des King of Rock 'n' Roll waren nicht zu bremsen. Elvis hat das Gebäude verlassen.

Nun, der King ist gestern nicht am Gardasee aufgetaucht. Und es wäre wohl auch leicht übertrieben, wenn man behaupten würde, dass die Durchsage auf dem Zeltplatz von Peschiera die Camper, Glamper und Wohnwagenpiloten in ähnliche Aufruhr versetzt hätte. Doch der Spruch hat aufgrund der Dimension seiner Bedeutung und der Gravität seines Vortrags alle Chancen, ebenfalls zum geflügelten Wort zu werden - wir wissen nur noch nicht, wofür. "Meine sehr verehrten Damen und Herren", knistert es da um 10.47 Uhr in sonorem Italo-Deutsch aus den Lautsprechern. "Der Arzt ist angekommen." Kunstpause. "Der Arzt" - Kunstpäuschen - "ist an-ge-kom-men". Darauf folgten ähnlich bedeutungsschwangere Wiederholungen auf Italienisch und Englisch.

Es sind die Tage der großen Worte am See. Da stellte sich die Bedienung im Hotel Brenzone in Stabsfeldwebel-Manier beim Frühstück neben - nennen wir es - Café und Panino auf und proklamiert unfehlbar: "Dieser Tisch ist für ein anderes Zimmer reserviert." Und ein China-Restaurant in Lazise bewirbt sein All-you-can-eat-Menü mit dem keine Zweideutigkeiten zulassenden Spruch: "Ich kann alle essen", wie ein offenbar urlaubender Bundestagsabgeordneter dankenswerterweise auf Twitter festgehalten hat. Er kann alle essen. Wie gut, dass der Doktor nun so nah ist.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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