Mitten in Pasing:Kundenpflege mit Pokémon

Der erste Hype um die digitalen Monster ist vorüber, da muss man sich als Spielentwickler schon etwas Neues einfallen lassen und geeignete Kooperationspartner finden

Von Maximilian Hempel

Was waren das für stürmische Zeiten vergangenen Sommer, als Horden von Jugendlichen plötzlich und ohne Vorwarnung überall in die Stadt einfielen und Parks und öffentliche Plätze belagerten. Der Grund: das Handyspiel "Pokémon Go", bei dem man per GPS auf virtuelle Monsterjagd gehen konnte. Gegen Herbst wurde dann aus dem anfänglichen Ansturm jedoch schnell ein laues Lüftchen. Entweder weil die Spieler schon bald alle Pokémon gefangen hatten oder weil es draußen schlicht zu ungemütlich wurde. Lediglich einige wenige eingefleischte Sammler gingen auch in der kalten Jahreszeit auf die Suche. So zum Beispiel am Bordeauxplatz. Sich für digitale Monster durch Schnee und Regen kämpfen, das war für die meisten wahrscheinlich dann doch etwas zu viel.

Damit nicht noch mehr gelangweilte Spieler vom Pokémon-Zug abspringen, mussten sich die Spielentwickler etwas Neues einfallen lassen. Und siehe da, schon kreucht und fleucht die zweite Generation der Pokémonster durch die Weltgeschichte. 150 neue Wesen warten an öffentlichen Plätzen und Wahrzeichen darauf, gefangen zu werden. Wäre da nicht kaltes oder stürmisches Wetter, das so manchem Jugendlichen die Stimmung auf der Monsterjagd vermiest.

Doch auch für dieses Problem hatten einige findige Unternehmer schnell die passende Lösung parat. So zum Beispiel die Betreiber eines großen Einkaufszentrums im Münchner Westen. Sie machten vergangenes Wochenende kurzerhand ihr Gebäude zur Pokémon-Arena - ganz uneigennützig, versteht sich. Einen ganzen Tag konnten die Jäger und Sammler der virtuellen Lebewesen dort auf die Suche gehen. Hungern und frieren musste dabei niemand. Und vielleicht war so mancher am Ende des Tages nicht nur im Besitz neuer Pokémon, sondern auch einer neuen Jeans oder eines Paars Sneaker. Zirka 30 000 Menschen sollen laut Betreiber an nur einem Tag auf der Jagd gewesen sein. Eine beachtliche Anzahl, wenn man bedenkt, dass der Pokémon-Hype schon längst vorüber ist. Der erfahrene Geschäftsmann wird dazu sagen: Kundenpflege lohnt sich.

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