Mitten in Pasing:Immer schön flexibel bleiben

Von 10.Dezember an gilt der neue Winterfahrplan. Und wieder einmal werden S-Bahn-Äste gekappt, Routen neu verschwenkt. Also erstmal keine Musik hören in Pasing, denn sonst könnte man sich in Trudering wiederfinden

Kolumne von Thomas Kronewiter

Nicht immer ist der direkteste Weg durch die Stadt auch der schnellste. Das kann jeder Autofahrer bestätigen, der morgens auf einer der großen Einfallstraßen stundenlang im Stau steht und abends wieder, dann auf einer Ausfallstraße. Wer gezwungen ist, zu einer neuralgischen Zeit München zu durchqueren, ist gut beraten, wenn er mit sattem Zeitpuffer unterwegs ist. Nicht Punkt halb sechs am Abend losfahren, sondern eine Stunde später, kann den entscheidenden Unterschied machen zwischen entspanntem oder gestresstem Ankommen. Im Extremfall sogar zur annähernd gleichen Zeit.

S-Bahn-Fahrer brauchen wieder andere Strategien, denn ihre Flexibilität ist die eines Massenverkehrsmittels. Wer nicht im Störfall teuer aufs Taxi umsteigen will, was für viele allenfalls beim Risiko, den Ferienflieger zu verpassen, in Frage kommt, sollte alle Tricks und Kniffe kennen, keinesfalls mit Musik auf den Ohren aktuelle Durchsagen des Lokführers ausblenden (wenn denn welche kommen) und wissen, wie die S-Bahn-Störstrategien im Einzelfall aussehen.

Ganz entscheidend sind dabei die Ost-West-Drehscheiben Ostbahnhof und Pasing, wo im Falle einer Betriebsstörung gerne die Spreu vom Weizen getrennt wird. Auf dem Weg nach Westen gilt es also, am Ostbahnhof entweder die gewöhnlich einzelne Pendel-S-Bahn abzupassen, die durch die Stammstrecke geschickt wird. Oder mit der Flughafenlinie S 8 beziehungsweise der S 4 zwischen Ebersberg und Geltendorf auf dem eigentlich gar nicht existenten S-Bahn-Südring via Heimeranplatz und ohne Halt die Direttissima zwischen Ostbahnhof und Pasing zu nutzen. Im besten Fall bringt einen das früher ans Ziel, als es beim üblichen Zuckeln durch die Stammstrecke der Fall wäre. Wissen sollte man, dass auf der West-Ost-Achse nach dem Passieren des Ostbahnhofs auf Plattform Neununddreiviertel (oder so ähnlich) Stopps am Leuchtenbergring und in Berg am Laim ausgeschlossen sind. Wer sich plötzlich in Trudering wiederfindet, ist selber schuld.

Bloß blöd, dass dieses infrastrukturelle Herrschaftswissen alljährlich im Dezember in Frage gestellt wird. Ab 10. Dezember gilt der neue Winterfahrplan. Und wieder einmal werden S-Bahn-Äste gekappt, Routen neu verschwenkt. Also erstmal keine Musik hören in Pasing.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: