Mitten in Pasing:Im Sinne von Konfuzius

Man darf gespannt sein, wie viel Raum das nach dem Philosophen benannte Institut für eine auch kritische Betrachtung Chinas bieten wird

Kolumne von Jutta Czeguhn

Konfuzius sagt: "Indem man über andere schlecht redet, macht man sich selber nicht besser." Also wollen wir - anlassbezogen - unser Allerbestes geben und nur Gutes vermelden über das Konfuzius-Institut München: Am Montag, 11. März, zwischen 16 und 18 Uhr, wird Eröffnung gefeiert an der Pasinger Gleichmannstraße 10. Seit die Filiale einer Parfümerie-Kette dort dichtgemacht hat, waberten Gerüchte, wer nun einziehen würde. Im örtlichen Bezirksausschuss war gerüchteweise gar einmal von einem Scientology nahestehenden Tagungszentrum die Rede. Doch nun sind es die Chinesen, die den Leerstand beenden. Sie waren bislang an der Arnulfstraße mit ihrem Institut zu Hause. Zum Eröffnungsfest, so künden es die Schilder in den großen Schaufenstern, werden "leckere chinesische Speisen" gereicht, zudem gibt es eine Bilderausstellung der Malerin Zhou Mei, die einst aus Shanghai nach Bayern kam.

Noch finden hinter Schaufenstern allerhand Vorbereitungen statt. Man sieht helle, neue Holzmöbel, zwischen denen Institutsmitarbeiter hin und her laufen, auf einem Tisch liegen Aktenordner und zwei bunte Teedosen. Zudem sitzt da ein Panda-Pärchen, das der berühmten chinesischen Leihgabe an den Berliner Zoo, Meng Meng und Jiao Qing, ziemlich ähnlich sieht. Auch Konfuzius grüßt von einem Bild hinaus auf die Gleichmannstraße, in der es seit einiger Zeit auch ein chinesisches Imbiss-Restaurant und ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin gibt. In dem einen isst man flott und fein, in dem anderen bekommt man Akupunktur-Nadeln gestochen. Im Konfuzius-Institut wiederum können die Pasinger künftig Chinesisch-Sprachkurse auf allen Niveau-Etagen besuchen. "Nach der Grundstufe beherrschen Sie circa 300 Vokabeln und können sich bereits in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen", verspricht die Website. Man lernt dort aber auch die alte Kunst der Kalligrafie. Und wer zufällig Fach- oder Führungskraft eines deutschen Unternehmens ist, kann sich vom Institut "fit für das Chinageschäft" machen lassen oder erfährt Wissenswertes über den "neuen Protektionismus" der US-Handelspolitik.

Das Konfuzius-Institut ist ein gemeinnütziger Verein mit der Aufgabe, die chinesische Sprache und Kultur in München und Umgebung zu fördern. "Also so etwas wie unser Goethe-Institut oder das Instituto Cervantes der Spanier?", fragen die Passanten. Weil wir höflich sein wollen im Sinne Konfuzius', beantworten wir die Frage mit einem hoffnungsvollen Ja - wenn dort Lesungen mit Texten des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo stattfinden sollten oder Podiumsdiskussionen über Chinas Tibet-Politik.

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