Mitten in München:Mit gespitzten Ohren

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Der Ruf des Kuckucks ist ziemlich leicht zu erkennen. Was allerdings nicht bedeutet, dass er nicht verwechselt werden kann

Kolumne von Berthold Neff

Man muss in Zeiten wie diesen schon aufpassen, dass einem die sieben Sinne nicht abhanden kommen. Von kommender Woche an ist die Gefahr, dass wir die Umwelt noch eingeschränkter wahrnehmen als bisher, besonders groß. Die für Bayern verordnete Maskenpflicht wird dazu führen, dass unser Geruchs- und Geschmackssinn Einbußen erleidet, die unmittelbaren Einfluss auf unser Wohlbefinden haben werden. Und wer sich beim Bewegen im öffentlichen Raum auch noch mit Handschuhen gegen Viren abzusichern versucht, büßt über kurz oder lang auch seinen Tastsinn ein.

Gerade deshalb kommt es nun darauf an, jene Sinne zu schärfen, die beim Kampf gegen die Pandemie noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sind und den Ausfall der anderen halbwegs kompensieren könnten - das Sehen und vor allem das Hören. Eine gute Gelegenheit, vor allem letzteren Sinn zu schulen, bietet jetzt der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Er ruft dazu auf, den ersten rufenden Kuckuck des Jahres zu melden, online unter www.lbv.de/kuckuck. Man wolle, so erläutert es die LBV-Biologin Anne Schneider, mit Hilfe der gesammelten Daten herausfinden, ob sich die Ankunftszeit des Kuckucks langfristig verändere, etwa als Anpassung an den Klimawandel. Der Ruf des Cuculus canorus ist ja mit seinem "gu-kuh" eindeutig, sodass er - wie wenige Vögel sonst - in vielen europäischen Sprachen lautmalerisch ähnlich heißt. Was allerdings nicht bedeutet, dass er nicht verwechselt werden kann.

Vor allem Stadtbewohner, deren Bezug zur Natur sich oft aus dem Besuch von Garten- und Heimwerkermärkten herleitet, laufen durchaus Gefahr, ihn zu verwechseln - und zwar mit dem ähnlich klingenden, langgezogenen Balzruf der Türkentaube, die ihrerseits leicht mit der Stadttaube verwechselt werden kann, aber eher nicht mit den Turteltauben, die trotz des Versammlungsverbots noch auf Parkbänken gesichtet werden. Wer sichergehen möchte, kann auf der LBV-Homepage den "Ruf-Check" mit Hörbeispielen machen. Und wenn man trotzdem danebenliegt? Hol's der Kuckuck.

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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