Mitten in München:Bis aufs letzte Hemd

Party, das ist laut Definition eine ausgelassene, heiße oder coole Sache. Man darf also einiges erwarten von einer Kleidertauschparty

Von Claudia Wessel

Es gibt so viele Anlässe, um eine Party zu feiern. Junggesellen- oder Junggesellinnenabschied, Wiesnauftakt oder After-Wiesn, Volljährigkeit oder Abitur. Eine Party, im Synonymlexikon auch Feier, Fest, Fete, Gesellschaft, Vergnügung, Budenzauber, Event, Lustbarkeit oder Sause genannt, ist auf jeden Fall etwas, wo "etwas los" ist, wo Stimmung aufkommt, vielleicht nicht gerade aufkochend wie im Bierzelt. Doch die im Duden genannten typischen Verbindungen mit Adjektiven sprechen eine deutliche Sprache. So ist eine Party oft groß, gigantisch, fett, ausgelassen, toll, wild, cool oder heiß.

Man darf also einiges erwarten von einer Kleidertauschparty. Der Verein Green City, der sich in München dafür einsetzt, dass wir die Umwelt möglichst wenig schädigen und nachhaltig durchs Leben gehen, lädt zum Beispiel für Mittwoch, 4. Oktober, in die "orange Bar" an der Zirkus-Krone-Straße 10. Es wird, so die Einladung für 18 Uhr, "Musik gespielt, und an der Bar halten wir verschiedene Getränke für Dich bereit". Für Green-City-Mitglieder ist der Eintritt frei, alle anderen zahlen vier Euro. Von Türstehern ist nicht die Rede, aber es ist anzunehmen, dass es eine richtig gute Party wird, vor allem dann, wenn man die eigenen Kleider abgegeben und die neuen, eingetauschten, noch nicht übergezogen hat. Und wenn sich unter den "verschiedenen Getränken" auch irgendwas mit Alkohol findet.

Wer danach noch etwas übrig hat, was er nicht unbedingt benötigt, um seine Blöße zu bedecken, sollte sich schon mal den Sonntag, 15. Oktober, vormerken. Dann veranstaltet der Tauschring Talente-Brunnen in Ottobrunn schon seine zweite Kleidertauschparty in diesem Jahr. Wir stellen uns also vor, wie die Fans des Kleidertauschs zu später Stunde, sagen wir gegen 23 Uhr, eintreffen. Wie es zur Begrüßung Prosecco gibt, zur weiteren Verköstigung eine Cocktailbar, einen Stand mit Tapas und auf der Bühne eine coole Band, beispielsweise "The Stimulators", die laut ihrer Homepage "Rhythm Fever" erzeugen.

Kleider, die getauscht werden wollen, müssen natürlich in Szene gesetzt werden. Auf einem Laufsteg in der Mitte des Raumes flanieren die Anbieter zu den heißen Rhythmen der Band und zeigen jeweils ihr eigenes Kleiderangebot, im Publikum sitzen die Bieter, die sich lauthals zu Wort melden, der oder die Erste erhält den Zuschlag und darf auch gleich auf den Laufsteg. Und vielleicht darf man diesem coolen Typen dort oben schon mal den ersten oder gar den zweiten Hemdknopf öffnen?

Ganz klar, dass das eine gigantisch fette wilde Party wird, die Massen jubeln jedem Kleidungsstück begeistert zu. Komisch nur, dass als Ortsangabe der Pfarrsaal St. Magdalena angegeben wird, und als Uhrzeit 14 bis 16 Uhr. Da ist es draußen doch noch hell! Muss bestimmt ein Druckfehler sein.

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