Eine Apotheke in Moosach. Edle Holzvertäfelung, Orchideen auf der Theke, zwei freundliche Damen mit Namensschild, auf dem steht "Wir beraten Sie gerne". Ein älteres Ehepaar - beide sehr gepflegt, er in Hemd, Ralph-Lauren-Pullover und Stoffhose, sie mit adrettem Kurzhaarschnitt und Louis-Vuitton-Handtasche - nimmt dieses Angebot wörtlich. Die Frau holt einen Zettel aus ihrem überdimensionierten Leder-Accessoire, reicht ihn der pharmazeutisch-technischen Angestellten hinter der Kasse und erkundigt sich, ob das auf dem Zettel vermerkte Medikament mit diversen anderen verschreibungspflichtigen Arzneien nebenwirkungsfrei eingenommen werden könne.
Die dienstleistungsorientierte Fachkraft wendet sich dem Computer zu und tippt den Namen des fraglichen Medikaments ein. Leider führt die erste Abfrage zu keiner zufriedenstellenden Antwort. Es folgen ein zweiter und ein dritter Versuch. Dann konsultiert die ratlose Beraterin ihre Kollegin. Die bittet ihre eigene Kundschaft um einen Moment Geduld und hämmert nun ihrerseits in die Tasten. Umsonst. Schließlich greift sie beherzt zum Telefonhörer und ruft beim Hersteller in Norddeutschland an, um die gewünschte Information aus erster Hand zu bekommen. Sie wird ein paarmal verbunden, trommelt mit den Fingernägeln auf die Theke.
Aber dann hellt sich ihre Miene auf. Sie notiert sich etwas, bedankt sich beim Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung und erklärt dem erwartungsvoll blickenden älteren Ehepaar, dass sie versichern könne, dass es nach Herstellerangaben keinerlei Unverträglichkeiten mit anderen Wirkstoffen gebe. Die Apotheke habe das Medikament zwar nicht auf Lager, würde es aber sofort bestellen, in ein paar Stunden sei es abholbereit.
Nun schaltet sich der Mann ein: "Nein, nein, wir wollen es nicht bei Ihnen kaufen. Wir bestellen immer bei Doc Morris, die Internet-Apotheken sind ja viel billiger."