Es ist an dieser Stelle schon mehrmals Klage erhoben worden, dass die Meinung des Einzelnen kaum etwas zählt in der heutigen Welt. Keiner fragt einen was, außer der Kassiererin im V-Markt, die immer wieder mal, egal was im Einkaufswagen liegt, die Postleitzahl wissen will. 81375 sagt man dann, ohne zu ahnen, was die Frau mit dieser Zahl anzufangen gedenkt.
Seit ein paar Tagen ist das Schnee von gestern. Endlich interessierte sich jemand dafür, wie man über die Runden kommt, ob man es allein oder zu zweit versucht, in einem, zwei oder mehreren Zimmern, mit viel oder wenig Geld. Man wurde für wichtig genug befunden, beim Mikrozensus 2016 mitzuwirken. "Die Erhebung hat die Aufgabe, ein zuverlässiges Bild der Lebensverhältnisse aller Gruppen unserer Bevölkerung zu liefern", ließ uns Frau Regierungsdirektorin Langer wissen und setzte, wohl mit Blick auf den Volkszählungs-Boykott von 1987, noch hinzu, dass "für den überwiegenden Teil der Fragen nach dem Mikrozensusgesetz Auskunftspflicht" bestehe. Na ja, und so erteilt man dem jungen Mann, der da vor einem sitzt, bereitwillig Auskunft und beantwortet sogar die freiwilligen Fragen, auch die ziemlich harmlos.
Man hätte ihm sogar das Gewicht, die Schuhgröße und sogar den aktuellen Lieblingshit verraten. War ihm jedoch nicht wichtig. Er versäumte auch die Frage, wie viel Zeit man von der Wohnung bis zum Arbeitsplatz braucht. Hier sei es verraten: Es sind 45 Minuten einfach, also eine ganze Fußball-Halbzeit. Geht dem Bruttosozialprodukt aber nicht vollständig verloren, denn während der Fahrt kommt man ja dauernd auf Ideen, manchmal sogar auf neue.
Bleibt zum Schluss nur die Frage, wie einen der Staat gefunden hat. "Die Zufallsauswahl erfolgt nicht willkürlich, sondern nach mathematisch-statistischen Regeln", schreibt Regierungsdirektorin Langer. Wir empfehlen dieses System auch der staatlichen Lotterie. Ihr würden wir, so sie uns endlich mal findet, sogar die Kontonummer nennen, auf die der Jackpot zu überweisen ist.