Mitten in Hadern:Alles im Griff

Wie man dem Schnee ein Schnippchen schlägt

Kolumne von Berthold Neff

Es ist ja bei uns Menschen nicht so, dass wir nicht dazulernen würden, die meisten jedenfalls. Im Winter ist es meist der Schnee, der einen zum Nach-, Um- oder Weiterdenken bringt. Vor gut drei Wochen, beim ersten nennenswerten Schneefall des Münchner Winters, blickte man verträumten Blickes auf die märchenhaft dick verschneite Terrasse, sah aber gleichzeitig, dass sich der Schmetterlingsflieder, der Rosmarin und die Eibe bedrohlich unter der schweren weißen Last zu Boden neigten. Es war klar: Die Zweige würden brechen, wenn man sie nicht schnellstens von der Pracht befreite. Aber wie sollte man zu ihnen gelangen, wenn der Rettungsweg kniehoch zugeweht ist? Und die einzige Schneeschaufel im Gartenhaus sicher verstaut ist, dessen Tür aber schon zur Hälfte in einer Schneewehe steckt? Vom Weg bis dorthin ganz zu schweigen. Also erst einmal nichts tun und der Natur ihren Lauf lassen. Das machen sie in den Nationalparks schließlich auch.

Kurze Zeit später, als der Föhn den weißen Zauber dahingeschmolzen hatte, führte der erste Weg am Morgen zum Gartenhaus, die Schneeschaufel holen, man weiß ja nie. Besser, sie in Griffnähe zu wissen, es ist schließlich Winter. Dann hat es erst einmal länger geregnet, man hätte mit ihr Wasser schippen können. Alle Mühe vergebens? Nein, in der Nacht zum Sonntag tanzten wieder die Flocken, die Schneedecke wuchs zu beträchtlicher Höhe. Aber diesmal ist man gewappnet.

Also als erstes die Terrasse freigeschaufelt, damit die Rettungswege frei sind. Dann den Schmetterlingsflieder, den Rosmarin und die Eibe vom nassen Schnee befreit. Sie atmen auf, recken ihre Zweige wieder nach oben. So ein Winterdienst verschafft nicht nur ein gutes Gewissen, sondern bringt auch den Kreislauf in Schwung. Und wenn man die Schneeschaufel im richtigen Winkel ansetzt, gleitet sie zauberhaft dahin. Mal schnell noch vor dem Hauseingang üben und den langen Weg bis zum Müllhäuschen freischaufeln. Und die Nachbarn staunen. So prompt hat der Winterdienst noch nie funktioniert. Ist aber, unter uns gesagt, kein Kunststück. Man muss nur die Schneeschaufel griffbereit haben.

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