Mitten in  Freimann:Dem Zünsler geht es an den Kragen

Der Wertstoffhof in Freimann widmet dem Buchsbaum-Schädling einen eigenen ausbruchsicheren Container. Nur sollte man die Säcke mit den pflanzlichen Überresten zuvor nicht tagelang im Kofferraum lagern

Von Nicole Graner

Was ist da los? Gibt es da was umsonst? So viele Leute, so viele Autos und so viel Graffl? Nein, nein. Es wird kein Freibier ausgeschenkt am Wertstoffhof in Freimann. Es ist nur der übliche Samstag. Der Frühling kommt und die Menschen befreien sich von Altlasten - sogar den schönen. Liegen, Lampen, alte Grillschalen - nun, das alles zu beschreiben, würde diese Spalte schnell füllen. Außerdem weiß ja jeder selbst, was er so alles im Keller stehen hat. Ein Drunter und Drüber. Da wird geschimpft, da wird wild geparkt. Da kann ein Auto nicht auf die große Waage, weil ein anderes sich quergestellt hat.

Und da ist eine Frau, die so gerne noch Erde mitgenommen hätte, die man dort günstig selbst abfüllen kann. Die gute Münchner Bio-Erde ohne Torf zum Beispiel. "Du, frag' einmal, was der Sack kostet", schreit sie ihrem Mann zu. "Ach, geh', muss das sein?". "Ja", sagt sie. Mit einem Blick, der deutlich macht: Widerspruch ist zwecklos. Er fragt brav einen in orange gekleideten Mann des Wertstoffhofs, der gerade für eine andere "Erdfrau" einen 45-Liter-Sack ins Auto hievt. "Was kost denn des Sackerl?". Der Mann weiß es nicht und verweist freundlich auf seinen Kollegen im Büro. "Na", sagt der Mann zu seiner Frau energisch, "heut' koa Erde ned." Die Frau fügt sich. Apropos Freundlichkeit: Trotz des allgemeinen Wahnsinns sind die Mitarbeiter des Wertstoffhofs die Ruhe selbst. Sie packen mit an, sind zum Ratschen aufgelegt. An der Kasse erfährt man so, dass der geliebte Wertstoffhof-Hund, der dort ein Körbchen hat, leider operiert werden musste.

Andere tragen Tüten, schön fest zugeklebt, in Container sechs. Dort kommen die Reste des Buchsbaums hinein, die der ostasiatische "Zünsler" hinterlassen hat. Nur in die Nummer sechs dürfen sie, denn die Dinge darin werden verbrannt. Keine Larve darf überleben. Nun: In den Tagen, in denen die verschlossenen Müllsäcke bis zur Entsorgung im Auto weilten, muss es den winzigen Raupen gefallen haben. Sie fanden doch glatt klitzekleine Löchlein - und machten es sich überall im Auto bequem. Auf den Polstern oder vom Stoffdach hängend. Igitt! Gut, dass die Sackerl weg sind.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: