Mitten in Forstenried:Kunterbunter Wettbewerb

Eine Bank im Münchner Süden will gesellschaftliches Engagement fördern. Nun hat die Jury angesichts starker Resonanz die Qual der Wahl

Von Jürgen Wolfram

Den Zeitgeist präzise zu treffen, ist eine hohe Kunst. Manchmal gelingt dies mit Verzögerung, wie im Falle der Waldwirtschaft "Bienenheim" in Lochhausen. Hätten sich die Gründer vor Jahren nicht träumen lassen, dass sie mit Insekten irgendwann mal einen Stich machen. Doch in Zeiten, in denen sogar der Ministerpräsident von einer umweltpolitischen Sitzung zur anderen schwirrt, haben Kleinlebewesen plötzlich Konjunktur. Und Wirte das Geschau.

Das aktuelle Lebensgefühl fest im Blick behält ein Geldinstitut im Münchner Süden. Zum zweiten Mal schon lobt es einen Förderpreis aus für "gesellschaftliches Engagement", dotiert mit insgesamt 10 000 Euro. So richtet sich die Ausschreibung gezielt an Vereine, Organisationen und soziale Einrichtungen, die vorbildliche Projekte verfolgen. Solche mit anzuschieben, mag der eigenen Reputation nur nützen. Zehn Bewerber haben sich bereits gemeldet, starke Resonanz. In der Banker-Jury möchte man trotzdem nicht sitzen. Denn das Spektrum des Ehrenamts, dass sich hier abzeichnet, ist von verwirrender Diversität.

Soll man eher jenem Verein einen Geldpreis zusprechen, der Kirchenkonzerte organisiert, oder einem Sportclub, der Kindern den Spaß am Fußballspielen nahebringt? Zur Wahl stehen ferner Pfadfinder, die Material für Lagerfahrten brauchen, eine Kirchenstiftung, die Orgelpfeifen beschaffen möchte oder Musikschulfreunde, denen es um die Anmietung von Räumen geht. Die Fördersumme könnte auch in den Ausbau eines gymnasialen Naturerlebnisgartens, in die Finanzierung eines Dorffestes oder von städtepartnerschaftlichen Aktivitäten fließen. Weitere Optionen: die Unterstützung ausstellungswilliger, mittelloser Künstler sowie die Pflanzung "junger Eichen an alten Alleen" im Forstenrieder Park.

Man möchte Mäuschen sein, wenn die Geldmanager zusammenkommen, um intern ihre Bewertungen abzugeben. Wie sie Fußbälle mit Orgelpfeifen oder junge Eichen mit erblühender Kunst vergleichen und dabei vermeiden, dass am Ende Frustration den Jubel übertönt. Hilfreich wäre vermutlich, zu guter Letzt würde sich noch der Imkernachwuchs melden und für den Aufbau eines Lehrbienenstandes werben. Das dürfte die Entscheidungsfindung abkürzen.

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