Der Mensch gilt seit jeher als ein Jäger und Sammler. Das mit dem Jagen hat sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte zum Großteil gegeben, die tägliche Ration zum Sattwerden sucht sich kaum einer noch im Wald. Aber das Sammeln ist bei den meisten Menschen geblieben: Münzen, Briefmarken, Bierdeckel, Kochrezepte, Heiligenbildchen - all das und vieles mehr lässt sich prima aufheben, für einen selbst als sentimentale Gedächtnisstütze oder sogar für die Nachwelt.
Wer gern ins Kino geht, gehört oft auch zu den Bewahrern von gedruckten Erinnerungsstücken: Er sammelt die Eintrittskarten zu Filmen, die besonders schön, spannend, eindrucksvoll, lustig, langweilig waren oder die man in netter Begleitung gesehen hat. Und dann werden die Billetts gehütet wie der sprichwörtliche Augapfel. Die bunten Kinokarten aus festem Papier hängen gerne einmal an einer Pinnwand mit allerlei anderen Zetteln. Solchen, die vom nächsten Zahnarzttermin künden oder auf denen die Mobilnummer der Klassenlehrerin des Sohnes notiert worden ist. Wer weiß, vielleicht kann man sie ja mal brauchen.
Die Karten aus dem "Cinema Paradiso" aber stechen eindrucksvoll heraus aus dem wilden Zettelwust. Ein Blick auf das Ticket genügt - und schon fangen die Gedanken an zu fliegen. Weg vom Zahnarzt und der Lehrerin. Hin zum großartigen Film. Sofort ist der Soundtrack wieder im Ohr, die Bilder tanzen im Gehirn - und man tanzt in Gedanken mit. Der archivierten Kinokarte sei Dank.
Doch damit ist jetzt offenbar Schluss. Zumindest im Kino am Rosenkavalierplatz. An der Filmkasse gibt es nur noch einen Zettellappen wie im Supermarkt. Wie schnöde! Einen Kinoabend will ja schließlich niemand umtauschen.