Missverständnis unter Eltern:Kind auf dem Marienplatz "gefunden"

Verlorenes Kind

Babysitten auf der Polizeiinspektion: Die Beamten Stefan Schafhauser (links) und Sebastian Schmöckel kümmerten sich um das "gefundene" Kind.

(Foto: Polizei München)

20 Minuten steht ein Kinderwagen samt einjährigem Jungen allein auf dem Marienplatz. Von den Eltern keine Spur. Erst als die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen nach ihnen sucht, klärt sich der Fall auf.

Eine halbe Stunde shoppen. Ohne Kind und ohne Partner. Das hat ein finnisches Ehepaar am Samstagnachmittag auf dem Marienplatz vereinbart; einer darf losziehen, der andere passt auf den Sohn auf. Der Haken an der Abmachung: beide dachten, sie dürften die kleine Auszeit nehmen. Also verabschiedeten sie sich voneinander und marschierten in verschiedene Richtungen los. Zurück blieb der Kinderwagen mit dem einjährigen Mikael.

Den fand kurz darauf eine 22 Jahre alte Münchnerin. Sie blieb bei dem Jungen stehen, 20 Minuten lang. Ohne eine Spur von den Eltern. Dann rief die junge Frau die Polizei. "Eine Streifenbesatzung der zuständigen Polizeiinspektion 11 fuhr daraufhin sofort zum Marienplatz und fand dort die Situation wie beschrieben vor", heißt es im Polizeibericht vom Sonntag.

Kinderwagen nach Hinweisen durchsucht

Nachdem auch die Beamten bei ihrer Suche nach den Eltern keinen Erfolg hatten, schoben die Polizisten den Kinderwagen "unter großer Aufmerksamkeit der Passanten" durch die Fußgängerzone zur Inspektion. Dort versuchten sie im Kinderwagen Hinweise auf die Eltern zu finden, fanden aber nur eine Visitenkarte in finnischer Sprache. Unter der Mobiltelefonnummer war niemand zu erreichen.

Also fuhren die Polizisten zurück zum Marienplatz, machten Lautsprecherdurchsagen auf deutsch und auf englisch. Nach der fünften Durchsage waren sie erfolgreich: Ein völlig aufgelöstes finnisches Ehepaar meldete sich bei den Beamten.

Auf der Polizeistation versprachen die Eltern schluchzend, in Zukunft besser auf ihr Kind zu achten. Der kleine Junge nahm die Verwirrung dagegen ziemlich gelassen auf. Er schlief einfach die ganze Zeit über in seinem Kinderwagen. Erinnern wird er sich an den Vorfall aber wohl trotzdem: Zum Abschied schenkten ihm die Beamten noch einen kleinen Teddybären.

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