Neues Satellitenterminal:Münchner Flughafen bekommt führerlose Mini-U-Bahn

Neues Satellitenterminal: So soll die neue Mini-U-Bahn am Flughafen aussehen. Simulation: Bombardier

So soll die neue Mini-U-Bahn am Flughafen aussehen. Simulation: Bombardier

In 50 Sekunden sollen die Passagiere so zu den Gates gelangen. Bleibt die Frage: Warum macht der Hersteller ein riesiges Geheimnis darum?

Von Marco Völklein

Das große Loch klafft noch im Boden, lediglich abgedeckt mit mehreren Zeltplanen. Mit Kränen haben Arbeiter in den vergangenen Monaten einen Waggon nach dem anderen zunächst in die Luft gehoben - und dann langsam durch das Loch in die Tiefe hinabgelassen. Alle zwölf Waggons stehen nun da unten; angeblich drehen sie auch schon ihre Runden, der Probebetrieb läuft. Nur anschauen darf man die Bahn nicht, auch das Fotografieren ist strengstens untersagt. Der kanadische Hersteller Bombardier macht ein riesiges Geheimnis um seine Mini-U-Bahn, die von April 2016 an das bestehende Terminal 2 mit dem neuen Satellitengebäude auf dem östlichen Vorfeld verbinden soll.

Dabei ist das "Personen-Transport-System", abgekürzt PTS, mit das Spektakulärste, was das neue Satellitenterminal zu bieten hat. Die Fluggäste werden - wie bislang auch - im Terminal 2 einchecken, dann aber geht es über lange Rolltreppen oder mit Expressaufzügen in den Keller. Dort stehen die PTS-Waggons bereit, die mit Tempo 30 die etwa 400 Meter lange unterirdische Strecke zum Satellitenterminal in knapp 50 Sekunden bewältigen werden.

Die Waggons werden führerlos unterwegs sein, die Passagiere können vorne rausschauen. Die Wagen rollen auf Luftreifen auf einer betonierten Fahrbahn, eine Metallschiene in der Mitte der Betonplatte hält sie in der Spur. Über diese Schiene wird auch den Elektromotoren der Strom zugeführt. Gesteuert wird das Ganze von Technikern aus einer unterirdischen Leitwarte heraus, in die bislang kaum ein Fachfremder hineinschauen durfte.

Bleibt die Frage, warum die Kanadier so ein Geheimnis darum machen

Vereinbart wurde, dass Bombardier die Bahn nicht nur baut und am Flughafen installiert, sondern sie auch für zunächst neun Jahre betreibt. Insgesamt knapp 90 Millionen Euro zahlen Flughafen und Lufthansa für dieses Komplettpaket. Fahren wird die Bahn in einem Tunnel unter dem Vorfeld, den die Flughafen-Ingenieure bereits beim Bau des Terminals 2 vor gut zehn Jahren eingeplant hatten. Insgesamt haben Lufthansa und Flughafen drei Züge mit je vier Waggons bestellt. "Das reicht für die zu erwartende Passagiermenge", heißt es bei der Flughafengesellschaft.

Bleibt die Frage, warum die Kanadier so ein Geheimnis um ihre Bahn machen. Beobachter munkeln, dass es mit dem Zulassungsprozess zusammenhängen könnte. Zuständig dafür ist die Regierung von Oberbayern, die sich seit Jahren mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) um die Zulassung neuer Züge zofft. Doch alle Beteiligten - Flughafen, Hersteller, Bezirksregierung - weisen solche Spekulationen zurück. Man sei im Zeitplan, alle Stellen arbeiteten vertrauensvoll zusammen. Probleme zeichneten sich keine ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: