„Mini-München ist sehr realistisch, authentisch und nicht erzwungen“, sagt Selim. Er ist ehemaliger Bürgermeister der Spielstadt und hat dort sogar seine eigene Partei gegründet. „Die Erwachsenen waren nur zu dem Grad da, wie sie es mussten.“ Kinder können bei dem Ferienprojekt die große Stadt im Kleinen erleben, selbständig Berufe ergreifen und das Leben in Mini-München mitgestalten. Die Spielstadt findet in diesem Sommer in den ersten drei Sommerferienwochen vom 29. Juli bis 16. August auf dem Showpalast-Gelände in Fröttmaning statt.
„Man kann in jungen Jahren schon lernen, wie Demokratie funktioniert“, sagt Verena Dietl (SPD), Dritte Bürgermeisterin von München. Sie selbst ist ehemalige Mini-Münchnerin und sieht die Aktion als „absolutes Erfolgsmodell“. München ist dabei ein Vorbild für mehrere hundert Nachfolgeprojekte auf der ganzen Welt. Für ein paar Wochen ihren Titel an die Kinder zu übergeben, damit hat sie kein Problem.
Kinder im Alter von sieben bis 15 Jahren können in der Spielstadt kostenlos jeden Tag arbeiten, studieren, Freunde treffen, Politik machen und vieles mehr. Mini-München findet alle zwei Jahre statt und ist eines der bekanntesten kulturpädagogischen Projekte für Kinder in Deutschland. Seit 45 Jahren ist es das größte Ferienangebot der Landeshauptstadt.
Eine der größten Entwicklungen der vergangenen Jahre in Mini-München ist die Digitalisierung. Die 19-jährige Marlene, ehemalige Stadträtin von Mini-München, ist Mitglied der Programmiergruppe. „Wir freuen uns darauf, einen Beitrag zu leisten, dass die Spielstadt digital wird“, sagt sie. Seit 2020 gibt es ein großes Onlinesystem, über das man zum Beispiel Radio hören kann, die Zeitung lesen, Gehalt überweisen – oder Leute einstellen und kündigen. Dieses Jahr gibt es erstmals einen Online-Shop. Mini-München hat Marlenes Interesse für Informatik geweckt, jetzt studiert sie das Fach.
Marie, Paul und Zara sind in diesem Jahr Planer und Planerinnen der Spielstadt. Die neunjährige Marie geht zu den wöchentlichen Sitzungen des Mini-Münchner Amts für Stadtgestaltung im Gasteig. Bei diesen Treffen besprechen sie, was sie sich in diesem Jahr von der Spielstadt wünschen. Marie möchte sich in Mini-München selbständig machen. „Ich weiß aber noch nicht, mit was.“
Pferdekutschen als Busse – eine gute Idee?
Paul ist seit drei Jahren bei Mini-München und entscheidet bei den großen Planungsrunden mit. In diesem Jahr wollten sie die Orientierung auf dem Gelände und den Zugang zu Informationen verbessern, berichten die Kinder. Außerdem hätten sie neue Jobs geschaffen. Welche, wollen sie noch nicht verraten. Das Amt für Stadtgestaltung in Mini-München befasst sich auch mit einer großen Frage, gemeinsam mit dem Amt der Erwachsenen: Wo soll Mini-München in Zukunft stattfinden? Noch bis 2028 ist der Showpalast als bisheriger Spielort gesichert, danach ist die Zukunft ungewiss.
Um die Verkehrsplanung kümmert sich die elfjährige Zara. „In diesem Jahr soll man seinen eigenen Roller mitnehmen können“, sagt sie. Sie hätten auch alte Pferdekutschen gekauft, um sie als Busse zu nutzen. Das Problem: Die müssen die Kinder voll beladen selber ziehen. „Wir überlegen noch, ob das eine gute Idee war.“ Zara möchte in diesem Jahr wieder an die Hochschule gehen, wo sie beim vergangenen Mal schon Assistentin war, „aus Versehen“, wie sie sagt. An der Universität lernen die Kinder etwa, blaues Feuer oder Bubble Tea zu machen oder Blindenschrift zu lesen.
Bis zu 2000 Kinder können täglich am Spiel teilnehmen. Die Spielstadt ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig.