Ferienangebot:Mini-München lebt

Ferienangebot: Kinder und Jugendliche regieren in den Ferien wieder ihre Stadt.

Kinder und Jugendliche regieren in den Ferien wieder ihre Stadt.

(Foto: privat)

Die Aktion für Kinder- und Jugendliche startet zum 40. Mal.

Von Ramona Dinauer

Als Verena Dietl in den Neunzigerjahren in München aufwuchs, spielte sie meist mit den Kindern in ihrem eigenen Stadtviertel. Mit der Teilnahme bei Mini-München schloss sie Freundschaften auch außerhalb der Viertelgrenzen, erzählt die 3. Bürgermeistern. Damals, als sie noch in der Filmbranche statt der Politik mitwirkte, habe sie realisiert, wie die Strukturen in München zusammenhängen. Dass Kinder und Jugendliche auch heute anhand von Mini-München demokratische Prozesse begreifen und ihren Horizont erweitern können, wünscht sich Dietl für die diesjährige Spielstadt. Alle zwei Jahre entsteht in München eine temporäre Modell-Stadt als Ferienangebot für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 15 Jahren.

Geplant wurde Mini-München zum 40. Jubiläum vom Verein Kultur & Spielraum schon seit knapp zwei Jahren. Doch dann drohte das Corona-Virus zum Spielverderber zu werden. Kurzzeitig glaubte man die 20. Ausgabe von Mini-München verloren, ehe Mitte Mai alle Beteiligten mit anpackten und das Ferienspektakel doch noch auf die Beine stellten.

Seit dem 27. Juli können die Teilnehmer ihre Spielstadt selbständig regieren, in ihr arbeiten, studieren und auch konsumieren. Verwaltungsaufgaben, Aktienhandel, tagesaktuelle Medien und Online-Banking sind über eine eigens für Mini-München entwickelte Online-Plattform organisiert. Spiel-Bargeld gibt es weiterhin, um jedem Kind den Einritt auch ohne Smartphone zu erleichtern. 2000 Teilnehmer täglich - wie in früheren Ausgaben - können dieses Jahr aber nicht spielen. Deshalb breitet sich Mini-München auch analog weiter über die Stadt aus. Neben dem Stadtzentrum verteilen sich die 40 Spielorte im Münchner Westen, Norden und Osten. Als Zentrale dient in diesen drei Wochen die Ratstrinkstube. Dank der dezentralen Umsetzung können jeden Tag 670 Arbeitsplätze vergeben werden. Zum Beispiel als Taxifahrer, Politiker, Schauspieler, Verkäufer, Reporter oder Handwerker. Mittagspause mit Kollegen können die Mini-Münchner im Gasthaus "Zur Fetten Sau" machen. Die Stadtbibliothek hat eine Schreibwerkstatt und das Stadtmuseum eine Telefonzentrale eingerichtet. Im Deutschen Museum kann Astronomie und Klangforschung studiert und in der Seidlvilla das Spielgeld, die "Mimüs", abgehoben werden. Diese und ein Dutzend weitere Spielstätten haben 30 Sponsoren, 40 Kooperationspartner und sieben Förderer unterstützt und Pädagogen, Volontäre, ehemalige Mini-Münchner und Mitarbeiter der Stadt realisiert.

Die Teilnahme an Mini-München ist kostenlos. Mit einer unterschriebenen Einverständniserklärung eines Sorgeberechtigten können die Kinder ohne vorherige Anmeldung einen Spielpass für die gesamte Zeit oder ein Bändchen für einen Tag in Mini-München bekommen. Täglich zwischen zehn und 17 Uhr wird noch bis zum 14. August in Mini-München gespielt. Ein Elternvisum gibt es heuer nicht, damit so viele Kinder wie möglich in die Betriebe kommen können.

Nach vielen Wochen zuhause werden sich die Kinder und Jugendlichen ohnehin auf Gleichaltrige freuen. "Nach den massiven Einschränkungen der Kinderrechte brauchen die Kinder und Jugendlichen nun auch wieder Kontakte außerhalb der Familie", sagt Jugendamtsleiterin Esther Maffei. In Mini-München können sich die Kinder ausleben und selbst über das System, in dem sie leben, entscheiden, meint Maffei.

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