„The Munich Show“ in Riem:Meteorit umarmen – das sind die Highlights der Mineralientage

Lesezeit: 4 Min.

Schöne Mineralien wie Turmaline, Saphire oder Quarze (Bild) findet man auf der Mineralienmesse in allen Formen und Farben. (Foto: The Munich Show)

Der größte Meteorit Deutschlands, ein Dinosaurier-Skelett und viele Edelsteine: Die Besucher der Münchner Mineralientage „The Munich Show“ erwartet ein vielfältiges Programm.

Von Benedikt Karl

Es ist wieder so weit: Vom 24. bis zum 27. Oktober findet die Munich Show, Europas größte Mineralienmesse, statt. Mehr als 1100 Aussteller aus mehr als 60 Ländern kommen dazu auf das Gelände der Münchner Messe. Die ersten beiden Tage richten sich an Fachbesucher, am Wochenende öffnen die Mineralientage dann ihre Türen für alle Interessierten.

Seit 60 Jahren gibt es die Messe bereits. Auf ihr treffen sich Händler, Sammler und interessierte Laien, um Rohsteine, Mineralien und geschliffene Schmuckstücke zu sichten. Juweliere tauschen sich hier mit Schmuckdesignern aus, große Hersteller kaufen ihr Material für neue Kollektionen. Aber auch Inhaber von Yoga-Studios können hier Klangschalen, Jaderoller oder Rosenquarz-Buddhas erwerben, und wer (vermeintlich) wertvolle Steine oder Fossilien im Keller liegen hat, kann diese vor Ort von Experten bestimmen und ihren Wert schätzen lassen. Vorträge, Ausstellungen und Mitmachaktionen ergänzen das Angebot. Ein Überblick.

Den Meteorit umarmen

4,6 Milliarden Jahre – und damit älter als die Erde selbst – soll der Eisen-Meteorit Issigau sein, der in einer Sonderschau zu sehen ist. (Foto: The Munich Show)

Es ist eine kleine Sensation: Wobei klein in diesem Fall relativ ist, schließlich ist der Issigau-Meteorit der größte und mit rund 136 Kilogramm schwerste Meteorit, der jemals in Deutschland gefunden wurde. Benannt ist Issigau nach der oberfränkischen Gemeinde, in der der 60 Zentimeter große Brocken 2020 bei Grabungsarbeiten entdeckt wurde. 4,6 Milliarden Jahre – und damit älter als die Erde selbst – soll der Eisen-Meteorit alt sein. Experten zufolge fiel er bereits vor Tausenden Jahren auf die Erde, eine offizielle Bestätigung der Meteoritical Society und weitere Untersuchungen stehen noch aus. Im Zentrum der Sonderschau „The Impossible Crystal“ in Halle A6 wird der Issigau-Meteorit nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere: Besucher dürfen den kosmischen Flugkörper anfassen und sogar umarmen.

Edles aus Sammlungen

Sammeln ist ein schönes Hobby. Da wäre es doch schade, wenn jahrelang aufgebaute und liebevoll gehegte Sammlungen bloß das eigene Auge erfreuten. Um private Schätze einem größeren Publikum zu zeigen, gibt es die Sammlervitrinen. Mehr als 40 Edelsteinfreunde aus verschiedenen Ländern präsentieren in Halle A5 ganz besondere Schätze ihrer Sammlungen. Beim Schlendern durch die Halle können Besucher nicht nur seltene Exponate bewundern, sondern auch Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen. Die Aussteller gestalten ihre Vitrinen zu einem selbst gewählten Thema, und das Publikum kann bis Samstagabend einen Favoriten wählen. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird dann am Sonntag, 27. Oktober, 11 Uhr bei einer Preisverleihung im Forum in Halle B6 verkündet.

Riese aus der Kreidezeit

Mit fünfzehn Metern Länge und rund zwanzig Tonnen Gewicht ist der Spinosaurus sogar größer als ein Tyrannosaurus Rex. Das lebensgroße Modell kann man in der Fossilien-Schau bestaunen. (Foto: The Munich Show)

Vor mehr als 100 Jahren entdeckte der deutsche Paläontologe Ernst Stromer Überreste eines riesigen Dinosauriers in der ägyptischen Wüste und brachte diese nach München. Der Riese aus der Kreidezeit – mit fünfzehn Metern Länge und rund zwanzig Tonnen Gewicht sogar größer als ein Tyrannosaurus Rex – bekam den Namen Spinosaurus. Stromers Funde wurden während des Zweiten Weltkrieges jedoch durch einen Luftangriff zerstört. Neue Funde haben das wissenschaftliche Bild des Sauriers, der vor 100 Millionen Jahre in Flüssen jagte, inzwischen erweitert. Auf deren Grundlage wurde ein lebensgroßes Modell des Spinosaurus angefertigt, das nun – neben Originalknochen – in München gezeigt wird. Mehr als hundert Jahre nach Stromers Entdeckung darf sich die Stadt also über eine Rückkehr des Dinosauriers freuen. Die Fossilien-Sonderschau in Halle A4 zeigt neben Modell und Knochen die spannende Entdeckungsgeschichte des Urzeit-Riesen und erklärt den aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft.

Für kleine Schatzsucher

Die Halle 5 bietet Mitmachaktion für Kinder, unter anderem Goldwaschen. (Foto: The Munich Show)

In Halle A5 warten zahlreiche Mitmachaktionen auf Familien. Hier können Kinder Edelsteine schleifen, Haifischzähne sieben, Gold waschen und mit dem Hammer Kalkplatten spalten, um uralte Fossilien freizulegen. Über die Ausstellungshighlights informieren außerdem Experten und beantworten Fragen. Aus dem Salzburger Land kommen zudem die „Rauriser Stoasucher“. Sie zeigen eine Kluft, die Mineraliensucher tragen, wenn sie in den Bergen nach Kristallen suchen. Und mit etwas Glück lassen sich bei einer Geo Rallye Preise gewinnen.

Lehrreiches für Wissbegierige

Die Messe versteht sich nicht nur als ein Ort des Handels und des Austauschs, sondern auch der Wissensvermittlung. Laien und Experten treffen hier zusammen, um über Hobby, Leidenschaft oder Beruf zu sprechen. Mit bis zu elf Vorträgen täglich bietet das Programm viele Möglichkeiten, um den eigenen Wissenshorizont zu erweitern. Im Vortragsbereich der Halle B6 sprechen Referenten unter anderem über Edel- und sogenannte Heilsteine sowie das Potential von KI im Edelsteinhandel. Samstag und Sonntag um jeweils 10.30 Uhr referiert etwa Roland Eichhorn vom Bayerischen Landesamt für Umwelt über Humboldtin, ein extrem seltenes, gelbes Mineral. Nur rund 30 Funde gibt es weltweit – einer der größten aus Bayern, der in diesem Jahr durch Zufall ans Licht gekommen und auf der Mineralienmesse zu sehen ist. Nizar Ibrahim von der englischen Portsmouth-Universität wird am Samstag, 15 Uhr die neuesten paläontologischen Erkenntnisse zum Kreidezeit-Dinosaurier Spinosaurus teilen, und Meteoritenexperte Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt informiert am Samstag, 11.30 Uhr und am Sonntag um 12 Uhr über Deutschlands größten Meteoriten, der auf der Munich Show erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Selbst ist der Schmuckmacher

Viel Arbeit und Können ist nötig, um so ein Herz aus Amethysten zu gestalten. Auszubildende zweier Schulen aus Idar-Oberstein und Pforzheim zeigen in Halle B6 ihr Können beim Schleifen von Halbedelsteinen. (Foto: The Munich Show)

Funkelnde Steine, schimmerndes Gold – wer das nicht nur in der Auslage beim Juwelier sehen oder zu besonderen Anlässen selbst tragen möchte, kann sich über den Berufseinstieg in die Schmuckbranche informieren. Wie arbeitet ein Edelsteinschleifer, wie lernt man Schmuck zu designen, oder reizt vielleicht doch das traditionelle Goldschmiedehandwerk am meisten? Auszubildende zweier Schulen aus Idar-Oberstein und Pforzheim zeigen in Halle B6 ihr Können beim Schleifen von Halbedelsteinen und bieten – wie auch die Bundesverbände der Juweliere, des Schmuckhandwerks und der Edelsteinindustrie – Informationen über die verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem anspruchsvollen, filigranen Handwerk.

The Munich Show, 24. bis 27. Oktober, 9 bis 18 Uhr, für die Öffentlichkeit nur Samstag/Sonntag, 26./27. Oktober, Messegelände München, munichshow.com/de

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