Kampfmittelräumdienst:Was ukrainische Minenräumer in Oberbayern lernen

Lesezeit: 2 Min.

Minen finden und entschärfen: Experten aus der Ukraine sind zu Gast in Oberbayern. (Symbolbild) (Foto: dpa)
  • Ukrainische Experten lernen in Langenpreising, wie man Kampfmittel entdeckt und entschärft.
  • Sechs Mitarbeiter des staatlichen Notfalldienstes aus Kiew sind derzeit in Oberbayern.
  • Der Ausflug ist der erste Teil einer von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) initiierten Hilfe des Auswärtigen Amtes für die Ostukraine.

Von Sebastian Fischer, Langenpreising

Der ukrainische Minenräumer schaut interessiert auf die rostigen Ausstellungsstücke im Garten hinter dem Büro von Eveline Zwehn. "Panzer", sagt Zwehn über das, was mal eine Laufrolle war. Daneben noch mal: "Panzer". Und das Weiße dazwischen? "Kein Panzer", sagt sie jetzt auf Englisch und lacht. "Das ist nur der Schirmständer", erklärt sie, und da lacht auch der Ukrainer. Die Verständigung funktioniert zwischen dem Delegierten aus Kiew und der Geschäftsführerin der Firma für Kampfmittelbeseitigung in Langenpreising. So haben sie sich das im Außenministerium wohl vorgestellt, als sie eine Million Euro für dieses Projekt bewilligten.

Seit Montag sind sechs Mitarbeiter des staatlichen Notfalldienstes aus Kiew in Langenpreising, sie bleiben bis zum kommenden Samstag. Der Ausflug ist der erste Teil einer von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) initiierten Hilfe des Auswärtigen Amtes für die Ostukraine. Die Ukrainer treffen sich mit Experten in München, am Mittwoch besuchten sie die Erdinger Feuerwehr. Davor erhielt die Delegation einen Einblick in die Arbeit von Zwehns Kampfmittelbeseitigungsfirma EMC, am Montag in Langenpreising, am Dienstag auf einer Baustelle in Heilbronn.

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Ausbildung und Ausstattung der Teams

"Unterstützung der ukrainischen Regierung bei der Räumung von explosiven Kriegsüberresten im Osten der Ukraine": So heißt das OSZE-Projekt. Die Notwendigkeit und die politische Brisanz der Thematik wurde deutlich, als Oberst Oleg Bondar von seiner Arbeit berichtete. Er zeigte Bilder von tödlichen Fallen auf Kinderspielplätzen, sprach von etwa 40 000 Objekten, die der Notfalldienst seit 2014 sichergestellt habe. Alexander Savelyev, der zuständige OSZE-Mitarbeiter, erklärte, dass die Unterstützung dringlich sei, um den sicheren Wiederaufbau in den Krisengebieten zu gewährleisten.

Zum Projekt gehören die Ausbildung, Ausstattung und Motorisierung von vier Räumungsteams. Die Technik der Minenräumer in der Ukraine sei oft unzureichend, sagte Bondar. Beim Besuch in Deutschland geht es ihm darum, die Arbeit mit modernem Gerät kennenzulernen und mithilfe neuer Eindrücke Ausbildung und Arbeitsabläufe zu optimieren.

"Wir möchten Denkanstöße vermitteln", erklärt Frank Masche, Berliner Minenräumer, der für die OSZE die Reise geplant hat. Dass er auf die Langenpreisinger Firma kam, um dort exemplarisch die deutsche Arbeitsweise zu zeigen, erklärt er mit seiner Bekanntschaft mit dem EMC-Feuerwerker Peter Waffler, der in der Garage der Firma über seine Arbeit referierte. Geld gibt es dafür keines, darum gehe es nicht, sondern um die "Euphorie" für den Beruf, sagt Zwehn. Über die Dankbarkeit der Ukrainer freut sie sich auch: Abends waren sie beim Trachtenverein zu Besuch und da sagte ihr Bondar, er wünsche sich nicht nur die deutsche Technik bei der Minenräumung - sondern auch solch fröhliche Brauchtumspflege daheim in Kiew.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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