Millionärsmesse:"Ein bisschen Spaß muss sein"

Börsenkurse rutschen weltweit ins Minus, Millionäre treffen sich in München: Veranstalter Obma über die Millionärsmesse in Zeiten der Finanzkrise.

Martin Hammer

Jachten, Helikopter, Diamanten, Trauminseln und vergoldete Flügel: Während die Börsenkurse weltweit ins Minus rutschen und Regierungen milliardenschwere Rettungspakete schnüren, treffen sich von Donnerstag an die Reichen auf dem Messegelände zur ersten "Millionaire Fair" in München. Veranstalter Klaas Simon Obma über Luxus in Zeiten der Finanzkrise.

Klaas Simon

Veranstalter Klaas Simon

(Foto: Foto: oh)

SZ: Haben Sie in den vergangenen Wochen überlegt, die Messe abzusagen?

Obma: Vielleicht bin ich etwas blauäugig, aber ich hatte nie Befürchtungen. Wir haben schlechte Zeiten, und alle haben Geld verloren, das ist nicht schön. Aber hier in der Halle ist von Krise nichts zu spüren. Abgesehen davon, dass wir gar nicht mehr absagen könnten: Es gibt kein einziges Unternehmen, das nicht mehr ausstellen will.

SZ: Dabei könnte es doch sein, dass der ein oder andere potentielle Jacht-Interessent derzeit ein Liquiditätsproblem hat.

Obma: Es gibt eine Klientel, die wir wohl diesmal nicht mehr erreichen, das sind die Broker und Finanzdienstleister, da bricht ein Teil weg. Doch ansonsten glaube ich, dass gerade in schlechten Zeiten das Bedürfnis nach Luxus zunimmt. Da sagen viele: Jetzt gönne ich mir erst recht was. Unsere Messe ist ja das Gegenteil der Spekulationsblasen an den Finanzmärkten; die Firmen hier verkaufen Werte zum Anfassen. Aber klar, wenn einer nichts mehr hat, dann kann er auch nichts mehr ausgeben.

SZ: Die Messe pflegt, vorsichtig formuliert, einen sehr offensiven Umgang mit Geld und Reichtum. Das ist in Zeiten einer Finanzkrise, die am Ende alle ausbaden müssen, vielleicht nicht besonders opportun. Haben Sie keine Angst, dass Prominente und Kunden fernbleiben, weil sie sich nicht so exponieren wollen?

Obma: Erstaunlicherweise hat bisher noch keiner gesagt: Mir ist das zu heikel. Im Gegenteil, die Promis fragen in den letzten Tagen nach, wann sie der Limousinenservice nun genau abholt.

"Ein bisschen Spaß muss sein"

SZ: Aber ein Bankvorstand oder Automanager wird sich kaum als prassender Kunde auf der Millionärsmesse zeigen?

Obma: Ich denke, dass einige Politiker nicht kommen werden, weil sie solche Schlagzeilen scheuen. Dafür habe ich Verständnis. Was die Manager betrifft: Jeder muss selbst wissen, wie er mit der Situation umgeht. Man kann auch sagen: Jetzt setzen wir erst recht ein Zeichen - die wollen ja schließlich auch, dass man ihre Produkte weiter kauft. Es ist also keine Schande, wenn man als Vorstand zur Millionärsmesse kommt.

SZ: Zur Eröffnung haben sich Demonstranten angesagt, die mit einem Sklavenmarkt gegen das "Reich-Tun" protestieren. Können Sie verstehen, dass sich Leute über Sie aufregen?

Obma: Natürlich, und wir sind das auch gewohnt. Wir machen die Messen seit acht Jahren in anderen Ländern, da gab es auch Proteste, und sogar weitaus dramatischere. Ich bin gerne bereit, mit den Leuten zu reden.

SZ: Aber für gerechtfertigt halten Sie die moralischen Zweifel an der Zurschaustellung des Reichtums nicht?

Obma: Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Wir sind nicht schuld, dass es Arm und Reich gibt. Und es ist ja auch nicht so, dass alle Millionäre ihr Geld geklaut haben. Viele sind Unternehmer, die Mitarbeiter beschäftigen, Steuern und Sozialabgaben zahlen.

SZ: Ganz schlecht ist der Protest ja auch für das Marketing nicht. Inszenieren sie die Veranstaltung bewusst als Provokation - eine dekadente Konsumorgie mit allen Luxusklischees?

Obma: Provokation und Übertreibung gehören einfach dazu. Natürlich ist nicht alles auf der Messe aus Gold oder mit Diamanten besetzt, aber diese Dinge stellen wir halt in den Vordergrund. Ich bin Holländer, ein bisschen Humor und Showeffekt muss schon sein. Wir wollen ja auch ganz normale Leute anlocken, die ihren Kinderwagen durch die Halle schieben, sich einfach mal einen Tag schöne Dinge ansehen und träumen. Daran ist doch nichts verkehrt.

SZ: Gibt es denn in Deutschland überhaupt einen Markt für solche Luxusartikel?

Obma: Wir hatten auf der Messe in Moskau einen mit Swarowski-Steinen besetzten Mercedes, der dort gut ankam. In Deutschland würde so ein Auto wohl niemand auch nur in die Garage stellen wollen. Aber es gibt andere schöne Dinge, für die es auch hier Käufer gibt.

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