Milliardenprojekt:Transrapid bisher schöngerechnet

Stattliche 350 Millionen Euro fehlen dem Großprojekt laut Wirtschaftminister Huber. Und die Schar der Kritiker wächst: Seitdem der Iran Interesse bekundet, protestiert der Zentralrat der Juden.

Klaus Ott

Minister Huber gibt bezüglich der Magnetschwebebahn, die den Münchner Hauptbahnhof mit dem gut 30 Kilometer entfernten Flughafen verbinden soll, nach außen hin gerne den Daueroptimisten. "Das Projekt befindet sich auf einem guten Weg", sagte der CSU-Politiker am Dienstag auf Anfrage.

Er rechne mit einer Grundsatzentscheidung bis Ende Juni. "Die Finanzierungslücke beträgt derzeit noch rund 350 Millionen Euro." Es sei eine "Frage des politischen Willens", das noch fehlende Geld aufzutreiben. Er erwarte, dass auch die Europäische Union (EU) das Projekt unterstütze.

Unter politischen Freunden war der CSU-Politiker Anfang des Jahres freilich schon mal zuversichtlicher gewesen. Mitte Januar hatte Huber bei einem Besuch im Bundestag in Berlin der Arbeitsgruppe Verkehr der CDU/CSU-Fraktion schriftlich vorgerechnet, es fehlten lediglich noch 205 Millionen Euro.

Ob die EU was zuschießt?

Der Transrapid-Befürworter kalkulierte damals bereits mit einem Zuschuss der EU. Dieser Zuschuss fehlt nun in Hubers neuestem Finanzplan, wie das bayerische Wirtschafts- und Verkehrsministerium auf Nachfrage einräumte. Denn: Es gebe noch keine feste Zusage der EU, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Dass die Finanzlücke größer statt kleiner geworden ist, bringt die Befürworter der mehr als 400 Stundenkilometer schnellen Magnetschwebebahn in Bedrängnis. Die Spitze der Deutschen Bahn (DB), die das Projekt plant und die den Transrapid später betreiben soll, hatte bereits Ende vergangenen Jahres eine letzte Frist bis Mitte 2007 gesetzt.

Aufsichtsrat und Vorstand waren damals überein gekommen, das Projekt auf Kosten der DB nur noch im ersten Halbjahr 2007 voranzutreiben, dann müsse eine Entscheidung her.

Ein prominenter Befürworter des Transrapid, der frühere bayerische Wirtschaftsminister und heutige Bahnvorstand Otto Wiesheu, hofft neuerdings auf Rückenwind aus dem Orient. Wiesheu beruft sich auf die Absicht des Iran, mit deutscher Hilfe eine mehr als 850 Kilometer lange Strecke von der Hauptstadt Teheran in die Pilgerstadt Maschhad zu bauen.

Die Gegner des Transrapid behaupteten immer, den wolle sonst niemand haben, sagt Wiesheu. Das sei ein Irrtum. "Wenn bei uns der Startschuss fällt, dann folgen andere Länder." Wiesheu hatte das Projekt bei einem Besuch vor drei Jahren im Iran eingefädelt. Das Münchner Ingenieurbüro Schlegel hat inzwischen den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erhalten.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnt dagegen vor dem Bau einer Transrapidstrecke in Iran mit Unterstützung deutscher Unternehmen. "Mit Blick auf die nuklearen Ambitionen und die menschenverachtenden Äußerungen des iranischen Machthabers ist es skandalös, Geschäfte mit diesem Regime zu machen", erklärte Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch in München. Das sei ein "ein fatales politisches Signal".

Mit Holocaust-Leugnern dürfe man keine Geschäftsbeziehung eingehen. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte den Massenmord an den Juden während der NS-Zeit wiederholt als eine Erfindung bezeichnet und gedroht, Israel zu vernichten.

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