Milbertshofen:Kür nach holprigem Anlauf

Aufbau Ausstellung Kreativquartier, IMAL (International Munich Art Lab) -Halle im Kreativquartier, Dachauer Str. 114

Im Neuhauser Kreativquartier bringt das International Munich Art Lab junge Leute mit Kunst zusammen. Bald ist Imal auch in Milbertshofen tätig.

(Foto: Florian Peljak)

Es klappt nun doch, trotz baulicher Mängel: Im denkmalgeschützten Gebäude am Alten-Sankt-Georgs-Platz können bald junge Künstler zu günstigen Bedingungen arbeiten. Der "KunstÜbungsRaum" soll auch ein Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft werden

Von Johannes Korsche, Milbertshofen

Im historischen Milbertshofener Herz pulsiert künftig das künstlerische Leben. In das denkmalgeschützte Haus am Alten-Sankt-Georgs-Platz 4, das seit dem Umzug des Vereins Stadtteilarbeit 2017 leer stand, werden junge Künstlerinnen und Künstler einziehen. Das hat der Kulturausschuss beschlossen. Der "KunstÜbungsRaum Milbertshofen" (Kür) werde aber nicht nur Ateliers beherbergen, sondern auch ein offenes Haus für kunstinteressierte Milbertshofener und Münchner werden, sagt Saskia Adlon vom Verein Stadtteilarbeit. Ein offener Ort also, an dem man als Besucher auch "einen Kaffee und Tee trinken kann". Die Vorfreude auf den Kulturraum ist bei Adlon schon groß: "Wir finden es fantastisch, dass wir loslegen können". Schon im November soll die Zwischennutzung, die vorerst bis 2025 zugesagt ist, beginnen.

Auch der Vorlage des Kulturreferats ist die Freude anzumerken. Das Konzept nehme sich "auf innovative Weise" des "eklatanten Mangels an geeigneten und für junge Menschen bezahlbaren Räumen für Kreativität, Kultur, Gemeinschaft und Vernetzung" an. Das Referat verspricht sich auch eine "Dezentralisierung des kulturellen Angebots der Stadt". In den Ateliers sollen stets projektbezogen Künstler zwischen 18 und 27 Jahren für ein paar Monate arbeiten. Für den Kür hat sich der Verein Stadtteilarbeit mit dem International Munich Art Lab (Imal) zusammengetan, das seit 25 Jahren jungen Menschen einen kreativ-pädagogischen Raum bietet. Vernetzt Adlons Verein das Haus also ins Viertel, kümmert sich Imal um die Fäden in die Kunstszene. Dafür stellt die Stadt das denkmalgeschützte Haus mietfrei zur Verfügung und bezuschusst Personal- und Materialkosten mit jährlich 110 000 Euro, mit Ausnahme diesen Jahres, für das 70 000 Euro bereitstehen. Der größte Anteil davon wird in zwei Halbtagsstellen fließen, die das Haus und seine Künstler betreuen, sagt Adlon.

Ein Büro werden die beiden allerdings nicht im Haus haben, was vor allem daran liegt, dass sich das 1830 erbaute Gebäude schlicht nicht dafür anbietet, sich dauerhaft darin aufzuhalten. Denn trotz Sanierungsarbeiten war der feuchte Keller "nicht gänzlich in den Griff zu bekommen", wie das Kulturreferat schreibt. Es gebe bauliche Mängel, die auch nicht weiter zu beheben seien. Lange hieß es deshalb, eine Nutzung sei nicht möglich, weil gesundheitsgefährdend. Dem Kür steht das allerdings nicht im Weg, da es "nur temporäre Aufenthalte" vorsieht.

So wird im Erdgeschoss ein Raum geschaffen, der insbesondere dem Stadtteil und der Nachbarschaft offensteht. Ein Repair-Café, offene Kunst-Workshops für die nahen Kita-Gruppen seien dort denkbar, ebenso wie kleine Ausstellungen von Milbertshofener Künstlern. Am Alten-Sankt-Georgs-Platz sollen alle Generationen zusammenkommen. Im ersten Stock kommen die Co-Working-Ateliers unter. Je nachdem, wie der Bedarf der jeweiligen Künstler ist, wird das Geschoss in mehrere Arbeitsbereiche aufgeteilt - während die Corona-Pandemie anhält, natürlich unter besonderen Voraussetzungen. Im Dachgeschoss ist Platz für einen "kleinen Kunstsalon Milbertshofen" zum künstlerischen Austausch, wie Adlon sagt.

Neben der Verankerung im Viertel soll der Kür vor allem den Künstlern einen Ort des Miteinanders bieten, den sie mitgestalten. "Wir werden kein fertiges Haus aufmachen", sagt Adlon. Das ganze Konzept fuße wesentlich auf der Eigenverantwortung und Mitbestimmung der Hausnutzer. Das Haus sei wie eine Projektionsfläche, die von denjenigen bespielt werde, die dort gerade arbeiten. Die Idee: Die jungen Künstler soll es "fit machen für den weiteren Lebensweg". Herauskommen soll ein Haus, das "den jungen Leuten auch entspricht".

Gerade weil sich die Künstler bei der Gestaltung und Instandhaltung des Hauses beteiligen werden, ist es für Adlon auch nicht zwingend, dass sie sich an den Unkosten mit einer Miete beteiligen. "Da sind wir noch am Überlegen", sagt sie. Auch der Bewerbungsprozess soll keine große Hürde aufbauen. Interessierte sollen einfach ihre Projektidee vorstellen. Ein eigens geschaffener Beirat, in dem neben den Trägern, jungen Kulturschaffenden und künstlerischen Paten auch Vertreter aus der Nachbarschaft sitzen sollen, entscheidet schließlich, wer für wie lange einen Atelierplatz im Kür bezieht.

Bevor es richtig losgehen kann, steht allerdings noch ein bisschen Organisationsarbeit an. So führe man derzeit Gespräche mit interessierten Sozialarbeitern, um die Stellen zu besetzen, sagt Adlon. Auch die Sanitäranlagen werden vor der Eröffnung saniert und das Haus mal "durchgestrichen". Und dann zieht endlich das junge künstlerische Leben im Herzen Milbertshofens ein.

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