Milbertshofen:Die pure Freude

Arian Kohestani ist neuer Pächter des Cafes im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger- Platz 1

Immer positiv: Arian Kohestani, der neue Pächter des Kulturcafés.

(Foto: Flop)

Mit dem Café im Kulturhaus Milbertshofen geht für Arian Kohestani ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Im Mittelpunkt stehen für ihn afghanische Gastfreundschaft und der Küchenchef - sein Vater Frahad

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Nein, man kann empirisch nicht beweisen, warum es so ist, wie es ist. Aber wer mit Arian Kohestani spricht, wird fast ganz automatisch von seinem Optimismus, seiner Lebensfreude angesteckt. Ein Wohlgefühl macht sich dann breit - so als ob man am Strand säße, den Blick über das Meer schweifen ließe und die Sonne den Körper wohltuend wärmte. Dieses Gefühl beginnt mit dem Leuchten in seinen braunen Augen, wenn er von seinem Traum erzählt, der nun Wirklichkeit geworden ist, nämlich ein Café zu führen, in dem sich der Gast einfach geborgen fühlt, und mit dem Satz: "Am schönsten ist es, wenn ich sehe, dass die Menschen, die in mein Café kommen, mit einem Lächeln wieder gehen." Dann ist da die Freude, die der 22-Jährige ausstrahlt, wenn er über seine Familie spricht. Besonders von seinem Vater. Von Frahad Kohestani.

Zurück zu seinem Traum, zu seinem Café. Seit dem 1. März ist Arian Kohestani der neue Pächter des Cafés im Kulturhaus Milbertshofen. Wochenlang waren die Rollläden der Theke herunter gelassen, wie ausgestorben wirkte das Foyer während der Woche. Kaum einer saß an einem der kleinen Tische, um am Nachmittag schnell mal einen Kaffee zu trinken, kein erfrischendes Bier zu den Sitzungen des Bezirksausschusses. Bewusst, so sagt die Geschäftsführerin des Kulturhauses, Diana Koch, habe man sich aber Zeit gelassen, den Richtigen zu finden, der dann auch von dem Konzept des Kulturhauses überzeugt ist und länger bleibt. Vier Interessenten in engerer Auswahl habe es gegeben, viele Gesprächsrunden. Bis feststand, dass der Mann das Café führen sollte, der beim Aufsichtsrat mit Sicherheit auch durch seinen Optimismus und seine sympathische Art gepunktet haben dürfte. Die Küche wurde also auf Vordermann gebracht, die Technik gewartet, Neues hinzugefügt.

Eigentlich müsste man nun von zwei Cafés sprechen, die Arian Kohestani hat. Denn in der Georgenschwaigstraße 26 hat er mit "Beck & Mex" auch schon eines, das gut läuft. Vor allem wegen seines guten Essens. Gutes Essen, ein Stichwort. "Das muss einfach sein", sagt er, und ein Lächeln zieht sich über das ganze Gesicht. Wohl deshalb, weil er bei diesem Wort an jenen Mann denkt, der es auf die Teller zaubert: "Mein Vater kann einfach wunderbar kochen." Und schon schwärmt er von einer besonderen Mixtur aus Basmatireis, Rosinen, Mandeln, Karotten und Rindfleischstreifen. Die Gewürze? Ein Geheimnis. Und eine Hommage an die Heimat des von Arian so geliebten Kochs: Afghanistan.

Vater Frahad Kohestani kam Anfang der Neunzigerjahre aus Kabul nach München. Er lernt seine Frau kennen, heiratet und zieht mitten nach Schwabing an die Leopoldstraße. "Dort bin ich mit meiner Schwester aufgewachsen", sagt Arian. Arian geht auf die Simmernschule, und bald wird ihm klar, dass auch er - wie es die ganze Familie schon tut - in der Gastronomie arbeiten möchte. Mit 16 beginnt er seine Ausbildung zum Hotelkaufmann und hängt nach dem Abschluss noch die Ausbildung zum Hotelbetriebswirt dran. An der Leopoldstraße wohnt er noch immer, die Eltern sind mittlerweile in Milbertshofen heimisch geworden.

Ja, heimisch sein. Wo ist man das? Es beginnt ein Gespräch über die Sehnsucht des Vaters nach seiner Heimat und seiner Familie, die er seit seiner Flucht nach Deutschland nur ein einziges Mal besuchen konnte. Über die Schönheit des Landes Afghanistan, die hohen Berge und über die große Gastfreundschaft. Alles klar - daher also kommt die Freude, mit der Sohn Arian seine Gäste bewirtet. "Ja, Gastfreundschaft ist bei uns ganz groß geschrieben." Bei uns? Welches "uns" meint Arian eigentlich? "Das ist doch egal", sagt er, der zu Hause Farsi spricht und Deutsch mit einem ganz, ganz leichten bayerischen Einschlag. Die Familie, auch ein Wort, das der 22-jährige Pächter immer wieder erwähnt. Eine starke Bande ist sie für ihn. Erholungsort und Geborgenheit, alle halten zusammen, alle helfen. So auch jetzt, wenn Arian seine ersten Schritte als Pächter eines Cafés geht. Der Vater kocht, Mutter Maygan backt.

Noch ist das Café nicht ganz fertig. Es wird noch schöner möbliert, bekommt pflaumenfarbene Tische, eine Sitzbank. Draußen vor dem Kulturhaus wird es mehr Tische geben, um den Curt-Mezger-Platz endlich ein wenig zu beleben. Auch der viel zu wenig genutzte Innenhof soll einbezogen werden. Der Name: "Kulturcafé". Offiziell wird es Mitte Juli eröffnet.

Der Traum, einmal etwas Eigenes wie ein Bistro oder ein Café zu führen, ist in Erfüllung gegangen, nun gibt es einen neuen. Denn wenn der 22-Jährige Freizeit hat, geht er mit Freunden zum Grillen raus an einen See. Oder in die Berge. "Ich liebe sie", sagt er, "eine kleine Hütte am See, in den Bergen - ja, das wär's". Dann glitzern seine Augen wieder. Wie am Anfang, als er von seinem eigenen Café gesprochen hat. Träume scheinen für Arian Kohestani in Erfüllung zu gehen. Bei dieser Lebensfreude vielleicht kein Wunder.

Das Kulturcafé im Kulturhaus Milbertshofen am Curt-Mezger-Platz hat geöffnet: Dienstag bis Freitag von 10 bis 14 und 15 bis 20 Uhr; samstags und sonntags von 15 bis 20 Uhr.

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