Süddeutsche Zeitung

Milbertshofen:Jugendliche werfen Molotowcocktails auf geplante Flüchtlingsunterkunft

Lesezeit: 1 min

Von Wolfgang Görl und Nicole Graner

Drei Jugendliche aus München haben offenbar versucht, in der Nacht zum Freitag das im Bau befindliche Flüchtlingsheim in der Neuherbergstraße in Milbertshofen anzuzünden. Am folgenden Morgen entdeckten Bauarbeiter einen Brandschaden an einem Heizungsschlauch, später fand die Polizei die Überreste eines Molotowcocktails sowie eine unversehrte Flasche, die ebenfalls mit Brandbeschleuniger gefüllt war.

Am Abend fiel einer Zivilstreife eine Gruppe Jugendlicher auf, die sich der Flüchtlingsunterkunft näherte. Bei der Personenkontrolle entdeckten die Beamten Brandbeschleuniger und Feuerzeuge. Nach der Festnahme gaben die drei Tatverdächtigen, zwei Sechzehnjährige und ein Siebzehnjähriger, an, sie hätten das Flüchtlingsheim anzünden wollen, um den Bau zu verzögern.

Weil die Molotowcocktails wirkungslos geblieben seien, hätten sie den Heizungsschlauch entzündet. Nachdem auch dies gescheitert war, wollte das Trio den bisherigen Ermittlungen zufolge in der Nacht zum Samstag erneut versuchen, das Gebäude in Brand stecken. Nach Angaben der Polizei gibt es bislang kein Hinweise, dass die Verdächtigen der rechten Szene angehören. Der Ermittlungsrichter hat sie mittlerweile auf freien Fuß gesetzt.

"Vielleicht bringt so ein Anschlag die Leute endlich zur Besinnung"

Aktionen gegen Flüchtlingsheime sind im Stadtbezirk nichts Neues. In der gerade im Bau befindlichen Unterkunft an der Thalhoferstraße flogen Steine auf Baumaschinen. Auch an der Neuherbergstraße 28 wurden während der Bauphase Baumaschinen beschädigt. "Ich habe immer befürchtet, dass es dort nach Sachbeschädigungen von Baumaschinen auch irgendwann einmal weitergehen könnte und Menschen verletzt werden", sagt Ruth Huber, die Beauftragte gegen den Rechtsextremismus im zuständigen Bezirksausschuss. Zum Glück sei das jetzt nicht passiert.

"Vielleicht bringt so ein Anschlag von Jugendlichen die Leute endlich zur Besinnung", hofft Huber jetzt. Dass es im Münchner Norden auch gut funktioniere, zeige ja die Flüchtlingsunterkunft an der Schleißheimerstraße 438. "Da ist ein friedliches Miteinander vor Ort möglich." Huber appelliert an die Bevölkerung und besonders die Nachbarn von Flüchtlingsunterkünften, gut aufzupassen und sich nicht zu scheuen, bei Vorkommnissen die Polizei anzurufen. Die Informationsveranstaltung zur Neuherbergstraße 28 war im Dezember ruhig und konstruktiv verlaufen. Die Überbrückungs-Unterkunft soll für maximal 24 Monate in drei beheizbaren Leichtbauhallen Platz für 280 Menschen bieten.

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