Milbertshofen/Am Hart:Zu viel, zu schnell und zu ungeduldig

Straßbergerstraße in München, 2019

Dicht an dicht: Wer in der Straßbergerstraße im unterirdischen Parkraum des Olympiadorfs eine Lücke finden will, muss lange seine Runden drehen.

(Foto: Florian Peljak)

Autos und ihre Lenker sind bei der Bürgerversammlung ein großes Thema. Sei es, weil sie den Fahrradfahrern das Leben schwermachen, auf dem Frankfurter Ring rasen oder schlicht falsch parken

Von Lea Kramer, Milbertshofen/Am Hart

Wer sich dieser Pandemie-Tage für sein Stadtviertel interessiert, muss mangels großer Veranstaltungsräume schon mal bis zum äußersten nördlichen Stadtrand kommen. Gut Hundert Bewohner des Stadtbezirks Milbertshofen-Am Hart sitzen am Mittwochabend auf den Holzstühlen in der Mehrzweckhalle an der Georg-Zech-Allee, während Fredy Hummel-Haslauer (SPD) berichtet, was sich zuletzt im Stadtteil getan hat - und welche Baustellen noch immer unbearbeitet sind. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) hebt vor allem die großen Infrastrukturprojekte wie die Tunnelplanungen rund um die Schleißheimer Straße, eine neue U-Bahnlinie 26 sowie die Umgestaltung der Gewerbeflächen von BMW, Knorr Bremse und entlang des Frankfurter Rings hervor. "Der Bezirk hat eine große Entwicklung vor sich. Die Auseinandersetzung wird spannend, beteiligen Sie sich daran", sagt er an die Teilnehmer der Bürgerversammlung gerichtet. Die treibt vor allem der Verkehr in Milbertshofen-Am Hart um. Ein Großteil der von den Viertelbewohnern gestellten Anträge und Anfragen dreht sich um das Thema Mobilität.

Neue Schilder, mehr Kontrollen

Eingangs berichtet ein Milbertshofener Radler wie er regelmäßig in einer Spielstraße von Autofahrenden angehupt werde. "Autofahrer und Radler hatten noch nie eine Freundschaft", sagt er, als er beantragt, dass ein Mittelstreifen plus Verkehrsschild an der Brentanostraße installiert werden solle. So solle klarer werden, dass die Straße von beiden Seiten befahrbar ist. Der Antrag wird mit knapper Mehrheit angenommen, wie übrigens alle an diesem Abend. Keins der Bürgeranliegen fällt durch. Die geforderte Verbesserung der Radinfrastruktur an Ingolstädter Straße und Schwarzhauptstraße nahe des Euroindustrieparks erhält allerdings bereits einen Dämpfer aus dem Mobilitätsreferat. "Ein Zweirichtungsverkehr bei Radwegen ist schwierig. Oft muss in Kauf genommen werden, Umwege zu fahren", sagt Referatsvertreter Robert Adam. Dass viele das nicht tun, ist einem anderen Bewohner des Viertels aufgefallen. Er fordert die Stadt auf, mehr Kontrollen vorzunehmen und es zu ahnden, wenn Radfahrer und neuerdings auch viele E-Scooterfahrer gegen die Fahrtrichtung unterwegs sind.

E-Scooter und Autoposer

Mit den Elektrotretrollern hat ein weiterer Bürger ein Problem. Er weist darauf hin, dass Versicherungen nicht alle Unfälle, die mit den Fahrzeugen passieren, abdecken. Vor allem dann nicht, wenn der Geschädigte das Kennzeichen nicht kennt. "Wenn Sie die kleine Plakette nicht lesen können, bekommen Sie von der Versicherung keinen Cent", sagt er und fordert, dass die Stadt die Betriebsgenehmigungen für die Roller zurücknimmt. Gegen illegale Autorennen auf dem Frankfurter Ring wünscht sich ein anderer Bewohner des Stadtteils mehr Kontrollen - auch unter der Woche. Die sogenannten Autoposer rasten ihm zufolge auch unter der Woche durchs Viertel. Zwar kann die Vertreterin der Polizeiinspektion 47 dies nur eingeschränkt versprechen, weist aber darauf hin, dass sowohl an der Ingolstädter Straße als auch am Frankfurter Ring gerade zwei feste Blitzer installiert würden.

Müll, Lärm und Essensreste

Seit 20 Jahren wohnt ein Milbertshofener an der Knorrstraße. Er beobachtet im Umfeld in vergangener Zeit eine gesteigerte Anzahl Kioske. Mittlerweile träfen sich dort einige Menschen auf der Straße. "Ich will den Betreibern das Geschäft nicht schlecht machen", sagt der Mann. Der Lärm störe ihn aber. "Da sollte es ein Alkoholverbot nach 22 Uhr geben", sagt er. Um Essen und Trinken geht es auch in einer anderen Anfrage. Eine Bewohnerin der Riesenfeldstraße beklagt sich über den Müll vor ihrer Wohnanlage. Die Mitarbeiter einiger angrenzender Firmen würden dort die Mittagspause verbringen, ließen aber Müll und Essensreste zurück. "Lange packe ich das nicht mehr, das sauber zu machen", sagt sie. Regelmäßig sammle sie Säcke voll Müll und entsorge den Dreck. Die Beschwerde wird nun an die Straßenreinigung weitergeleitet. Um die Sanierung einer Wertstoffinsel am Oberhofer Platz soll sich das Kommunalreferat kümmern.

Parkverbot für Wohnmobile

Die Anordnung des Mobilitätsreferats, Parken im Olympiadorf künftig nur noch für Autos zuzulassen, stößt bei einem langjährigen Dorfbewohner auf Unverständnis. "Ich sehe durch den Beschluss keine Entlastung", sagt er. Er verstehe nicht, warum die Bewohner des Olympischen Dorfs für die allgemeine Parksituation bestraft werden sollen. Er fordert die Landeshauptstadt München daher auf, ein Parklizenzgebiet einzuführen und das Parkverbot für die Wohnmobile wieder zurückzunehmen. Das Parklizenzgebiet für das Olympische Dorf sowie für einen Teil des Stadtbezirksteils Milbertshofen werde im Mobilitätsreferat vorbereitet, gibt Mitarbeiter Robert Adam einen Ausblick. Noch in diesem Jahr solle dem Münchner Stadtrat in dieser Sache dann auch eine Beschlussvorlage vorgelegt werden. "Wenn's dann immer noch zu wenige Parkplätze gibt, dann haben die Bewohner vielleicht zu viele Autos", schließt er.

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