Milbertshofen/Am Hart:Der Turm zu hoch, der Verkehr zu massiv

Knorr-Bremse

So stellen sich die Investoren das Ensemble an der Moosacher Straße vor. Auf dem Areal entsteht auch ein Altenheim.

(Foto: Thomas Müller Ivan Reimann Architekten)

In der Bürgerversammlung wird Kritik am Hochhaus auf dem Knorr-Bremse-Areal an der Moosacher Straße laut

Von Jerzy Sobotta, Milbertshofen/Am Hart

Die gute Nachricht kommt direkt am Anfang: Ein Jahr ohne große Konflikte sei es gewesen, ohne großen Streit. Und das alles, obwohl die Münchner Politik sich bereits im Kommunalwahlkampf befindet. Mit diesen Worten hat der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Milbertshofen-Am Hart, Fredy Hummel-Haslauer (SPD), den Ton für die jährliche Bürgerversammlung gesetzt. Zu der sind am Donnerstagabend im Beisein von Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) etwa 200 Personen in die Grundschule am Hildegard-von-Bingen-Anger gekommen.

Große Emotionen erregte - neben dem Verkehr - einzig die geplante Umgestaltung des Knorr-Bremse-Areals an der Moosacher Straße. Dass dort ein Hochhaus mit 99 Metern entstehen wird, erboste einen Bürger aus dem Olympiadorf. Er fühle sich an Mordor aus dem "Herrn der Ringe" erinnert und schimpfte: "München ist ein Millionendorf und das soll es bleiben." Die dortige Interessengemeinschaft der Einwohner verlangt Auskunft darüber, wieso die Bedenken der Denkmalschützer übergangen worden seien. Diese hatten sich zuvor für einen nur 78 Meter hohen Turm ausgesprochen. Dabei haben die Kommunalpolitiker gerade auf diesem Areal ihren größten Sieg gefeiert. Denn neben 500 Wohnungen und einem Park wird dort auch ein Seniorenheim entstehen, das der BA-Vorsitzende und sein Vize Erich Tomsche (CSU) dem Investor und Eigentümer von Knorr-Bremse, Heinz Hermann Thiele, abgerungen hätten. "Wir haben ihm klargemacht, dass er unsere Unterstützung nur haben kann, wenn er dort ein Senioren- und Pflegeheim baut", berichtete Hummel-Haslauer stolz.

Ein Altenheim hätten zwei Seniorenvertreterinnen lieber im Harthof gesehen. Dort gebe es einen großen Mangel an Angeboten für ältere Menschen. Deshalb wünschen sie sich nun für den Harthof ein eigenes Alten- und Service-Zentrum (ASZ) sowie ein Stadtteilcafé. Ihre Anträge wurden mit großer Zustimmung der Bürger angenommen.

Doch gleich im Anschluss machte ein Vertreter der Stadt klar, dass die erforderliche Bedarfszahl im Harthof noch nicht erreicht sei. Vor Anfragen zu neuen ASZ-Zentren könne sich die Stadt ohnehin kaum retten. Derzeit seien drei neue Einrichtungen geplant - am Harthof allerdings nicht. Den Antrag werde man aber prüfen.

Die größte Sorge der Bürger galt abermals dem Verkehr im Stadtbezirk. Und über den hatte Hummel-Haslauer wenig Gutes zu berichten. Mit dem Ausbau des Forschungs- und Innovationszentrums von BMW werden täglich noch mehr Mitarbeiter ihre Autos durch den Norden fahren. Da BMW schneller baue als die Stadt plane, sei vorerst keine Entlastung auf den Straßen zu erwarten. Denn der geplante Tunnel, der die Schleißheimer Straße mit der A 99 verbinden soll, hat sich im Behördendickicht vergraben. Weil er durch ein Naturschutzgebiet führen soll, muss die Stadt zunächst Alternativen prüfen. Deren Anzahl habe sich aber von zwei auf mittlerweile sieben erhöht. Einem geplanten Ausbau der Kreuzung Hufeland- mit der Ingolstädter Straße ist der Radschnellweg in die Quere gekommen. Dieser soll entlang der Ingolstädter Straße entstehen, weshalb man mit der Autokreuzung nun abwarte. Ein Bürger klagte, dass sich schon die bestehenden Radwege in München in einem katastrophalen Zustand befänden. Er forderte ihre Sanierung, bevor Großprojekte wie der Schnellweg in Angriff genommen werden. Dass die Solidarität der verkehrsleidenden Bürger ungebrochen ist, zeigte sich auch bei mehreren Anträgen für Halteverbote und eine verbesserte Ampelschaltung an verschiedenen Straßen. Eine gute Verkehrsnachricht konnte Hummel-Haslauer doch noch verkünden: Der DB-Nordring werde wohl kommen. Als S-Bahn-Verbindung zwischen Karlsfeld und dem Euro-Industriepark sei er vorerst allerdings kürzer als erhofft.

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