Wohnen:Münchner Mieten steigen langsamer

Prozess um Mietpreisbremse

Steigende Mieten und keine Ende? "Wir kommen allmählich in Zenitnähe", glaubt der Immobilienverband Deutschland.

(Foto: dpa)

Allerdings gilt das nicht für Wohnungen in einfacher Lage. Kritiker geben dafür ausgerechnet der Mietpreisbremse die Schuld.

Von Anna Hoben

Ein Weihnachtswunder gibt es nicht bei den Münchner Mietpreisen. Sie steigen weiter, aber, positive Nachricht: Der Anstieg flacht ab. Dieses Ergebnis verkündete Stephan Kippes, Leiter des Marktforschungsinstituts beim Immobilienverband Deutschland (IVD Süd), bei der Vorstellung des jüngsten Marktberichts: "Wir kommen allmählich in Zenitnähe." Dass die Mieten demnächst sogar sinken könnten, "da habe ich aber zarte Zweifel".

Konkret heißt das: Altbauwohnungen sind im vergangenen halben Jahr um 1,1 Prozent teurer geworden, Bestandswohnungen (nach 1950 errichtet) um 2,4 Prozent und Neubauwohnungen um 1,1 Prozent. Altbauwohnungen mit gutem Wohnwert wurden demnach im Herbst für durchschnittlich 17,60 Euro pro Quadratmeter neu vermietet; im Frühjahr waren es noch 17,40 Euro gewesen. Bestandswohnungen wurden zu 16,80 Euro neu vermietet (Frühjahr: 16,40 Euro), und bei Neubauwohnungen waren es 18,90 Euro (Frühjahr: 18,70 Euro).

Betrachtet man die verschiedenen Wohnwerte, die sich aus der Ausstattung und der Lage ergeben, stellt man fest, dass die Preise in allen Segmenten in den vergangenen zehn Jahren relativ synchron hochgeklettert sind; bei schlichten Wohnungen sind die Preise noch etwas stärker gestiegen. "Der einfache Wohnwert hat überproportional profitiert", so Kippes.

Wer in München nicht nur eine Wohnung mieten will, sondern ein ganzes Haus (oder auch ein halbes, also eine Doppelhaushälfte), muss noch tiefer in die Tasche greifen. Es ist ein kleiner Markt, gerade einmal zwei Reihenmittelhäuser hat etwa der Makler Rüdiger Neuer von Projekt M Immobilien in diesem Jahr vermittelt. Sie seien "klein, kuschelig und kompakt", so Kippes, und kosteten trotzdem mittlerweile 2220 Euro Miete pro Monat (guter Wohnwert) - exakt 900 Euro mehr als im gesamtbayerischen Durchschnitt. Eine gebrauchte Doppelhaushälfte liegt bei 2600 Euro, 800 Euro mehr als noch vor zehn Jahren. Und für eine neue Doppelhaushälfte werden 2990 Euro fällig.

Vergleicht man die Preisentwicklung bei Eigentumswohnungen und Mietwohnungen, stellt man fest, dass "ab 2011 eine riesige Schere aufgegangen ist", wie Kippes sagt: Die Kaufpreise steigen seitdem noch viel stärker als die Mieten. Trotzdem seien letztere mittlerweile "teilweise unverhältnismäßig und unvernünftig hoch", sagt Martin Schäfer von der Hausverwaltung Rudolf Schäfer KG. Die Mietpreisbremse sei in München zusätzlich ein "Preistreiber gewesen, kein Dämpfer". Plötzlich seien Wohnungen in nicht gerade erstklassigen Lagen wie der Lindwurmstraße nach Mietspiegel und damit viel zu teuer bewertet worden.

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