Microsoft in München:Abschied von der Arbeitszelle

Microsoft in München: Bis zum Sommer 2016 soll in München-Schwabing die neue Unternehmenszentrale von Microsoft Deutschland enstehen.

Bis zum Sommer 2016 soll in München-Schwabing die neue Unternehmenszentrale von Microsoft Deutschland enstehen.

(Foto: Robert Haas)

Bei der Grundsteinlegung für die neue Firmenzentrale verkündet Microsoft den Abschied vom klassischen Arbeitsplatz. Die Mitarbeiter sollen künftig noch vernetzter tätig sein - ob im mobilen Büro oder von zu Hause aus.

Von Christian Krügel

Dafür, dass die Zukunft unserer Arbeitswelt in einer Wolke liegen soll, wird in der Parkstadt Schwabing gerade mächtig viel Beton angerührt. Auch sonst wirkt vieles in der elf Meter tiefen Baugrube direkt neben der Nürnberger Autobahn sehr konventionell: die 4600 Lastwagenfuhren mit Erde, die ausgehoben werden musste etwa oder die 100 Millionen Euro Investitionsvolumen. Und doch ist sich Christian Illek ganz sicher: Hier entsteht das Büro der Zukunft, "ein neuer Weg des Arbeitens". Mitarbeiter werden keinen festen Schreibtisch mehr haben, sich aber dafür in Begegnungszonen und auf begrünten Terrassen immer wieder neu zusammenfinden - begleitet von der allgegenwärtigen Unternehmenscloud, der digitalen Wolke, in der alle Daten gespeichert sind.

Christian Illek muss so von der Zukunft reden, denn sein Konzern nimmt immer noch in Anspruch, diese täglich neu zu erfinden. Der 50-Jährige ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, die sich in der Parkstadt Schwabing gerade eine Firmenzentrale baut. Am Dienstag legte Illek den Grundstein dafür. Auf sieben Etagen entstehen 26 000 Quadratmeter Bürofläche, die mit herkömmlichen Arbeitszellen nur mehr wenig zu tun haben sollen. Der Entwurf von GSP Architekten aus München sieht lichtdurchflutete Atrien, viele Besprechungsräume und jede Menge Freiflächen vor, die inspirierend auf die Mitarbeiter wirken sollen.

Microsoft in München: Verschaffen sich einen Überblick: Christian Illek, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland (rechts) und Helmut Röschinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Argenta Unternehmensgruppe.

Verschaffen sich einen Überblick: Christian Illek, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland (rechts) und Helmut Röschinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Argenta Unternehmensgruppe.

(Foto: Robert Haas)

Weg vom stationären Arbeitsplatz

Illek schwärmt schon jetzt von "vernetzten Umfeldern", von der totalen mobilen Infrastruktur. "Wir wollen weg vom stationären Arbeitsplatz", sagt er. Gleichzeitig betont er aber, dass das Gebäude natürlich für eine "Spitzenlast an Mitarbeitern" ausgelegt sein werde - auch wenn man den Heimarbeitsplatz propagiere. Vor wenigen Wochen hatte Microsoft eine Betriebsvereinbarung zum "Vertrauensarbeitsort" geschlossen. Beschäftigten ist es selbst überlassen, ob sie von zu Hause oder vom Büro aus arbeiten.

Trotzdem ist das neue Gebäude auf 1900 Mitarbeiter ausgerichtet, wie in der bisherigen Zentrale in Unterschleißheim. Den Umzug in die Landeshauptstadt wertet Illek als "starkes Bekenntnis für München". Microsoft wolle Flagge zeigen. Auch mit einer repräsentativen Glasfassade: Mit Fenstern kennt sich Microsoft ja aus, hier werden es rund 2800 sein.

"Alles Schwere, Gigantische und Klotzige vermeiden"

Bei so viel Reden über die Zukunft ist Helmut Röschinger inzwischen schon froh, "zur Old Economy" zu gehören, in der in anderen Intervallen gedacht werde. "Wir haben 1989 die Grundstücke gekauft, elf Jahre auf einen Bebauungsplan gewartet und 14 Jahre auf den richtigen Mieter", sagt er. Seine Argenta-Immobiliengruppe entwickelte die Parkstadt und baut jetzt auch das Microsoft-Quartier. Der Konzern will im Sommer 2016 einziehen und dann mindestens 15 Jahre als Mieter dort bleiben.

Microsoft in München: So soll die neue Unternehmenszentrale von Microsoft Deutschland aussehen.

So soll die neue Unternehmenszentrale von Microsoft Deutschland aussehen.

(Foto: GSP-Architekten)

"Alles Schwere, Gigantische und Klotzige wollen wir hier vermeiden", sagt Röschinger. Wohl auch, um ein attraktives Umfeld für die Wohnungen zu schaffen, die jetzt noch in der Parkstadt entstehen sollen. Das Microsoft-Gebäude ist für die gesamte Siedlung wichtig - auch als Lärmschutz gegen die Autobahn. Mit Illek zusammen setzte Röschinger den Grundstein, in den außer Tageszeitungen auch ein Modell von Microsofts Tablet-Computer eingemauert wurde. Angesichts der Konkurrenz von Apple und Samsung ist zumindest dessen Zukunft ungewiss.

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