Silicon Valley, Singapur, Atlanta, das sind die bisherigen Standorte der sogenannten Experience Center von Microsoft. In diesen High-Tech-Showrooms führt Microsoft seinen wichtigsten Kunden Anwendungen für Technologien vor, die für ihr Geschäft in den kommenden Jahren wichtig werden könnten. Jetzt kommt ein vierter Standort hinzu, in der bayerischen Landeshauptstadt. Ministerpräsident Markus Söder weihte die neue Münchner Filiale am Dienstag feierlich ein.
Microsoft hat gerade einen kleinen Lauf. Die jüngsten Quartalszahlen sahen ziemlich gut aus. Das Unternehmen ist just dabei, künstliche Intelligenz als eine Art Copiloten in alle Office-Anwendungen einzubauen. Seit der Partnerschaft mit dem Chat-GPT-Start-up Open AI umweht den Konzern ein Hauch von Aufbruchsstimmung.
Microsoft hat für das Center ein ganzes Stockwerk seiner Münchner Zentrale in der Parkstadt Schwabing freigeräumt. Herzstück ist der Showroom, den man sich vorstellen kann wie eine kleine Ausstellung auf einer Messe. Dort zeigt Microsoft zusammen mit Partnerunternehmen, was die nächsten technologischen Sprünge in ausgewählten Industrien sein könnten, also etwa Quantencomputer oder künstliche Intelligenz. Zu den gerade aktuell vorgestellten Beispielen gehört ein kassenloser Supermarkt ebenso wie eine Arztpraxis, in der die künstliche Intelligenz den Papierkram schon während des Gesprächs mit den Patienten erledigt.
Den Rest der Etage füllen Meeting-Räume, ein Restaurant mit Chefkoch und sogar ein eigenes Kino. "Mit dem Experience Center haben wir nun einen Ort in der Region für den Austausch mit Kunden, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und Projekte anzustoßen", sagt Ralph Haupter, EMEA-Chef von Microsoft. Die Abkürzung EMEA steht für Europa, Naher Osten und Afrika, die Regionen, die das Center bedienen soll. Nach München werden also künftig größere Unternehmensdelegationen aus Orten wie Kapstadt, Dubai und Uppsala reisen. Für Normalverbraucher oder Technologie-Fans ist das Center nicht gedacht, einen Termin hier bekommen nur die für Microsoft wichtigsten 4000 Kunden sowie potenzielle große Neukunden, Politiker - und ausnahmsweise Journalisten.
Dass sich der Weltkonzern für die Landeshauptstadt als Standort entschieden hat, ist vielleicht nicht direkt eine Liebeserklärung, zeigt aber, dass sich das Unternehmen hier gut aufgehoben fühlt. Genauso wie die anderen Technologie-Riesen übrigens. Amazon hat hier seine Deutschland-Zentrale. Google investiert seit Jahren Hunderte Millionen Euro in sein Forschungs- und Entwicklungszentrum. Und erst im März hatte auch Apple-Chef Tim Cook angekündigt, insgesamt zwei Milliarden Euro in den Standort in München investieren zu wollen.
Die Investitionen von Apple und Google rufen aber auch Kritiker auf den Plan, die befürchten, die ohnehin angespannte Wohnungssituation werde durch den Zuzug Tausender Ingenieure noch einmal schlimmer werden. Das ist bei Microsofts neuester Attraktion nicht zu erwarten. Die Gäste sollen kommen, staunen und wieder fahren.