Es hat die benachbarten Fledermäuse sicher nicht geweckt, das Lachen, das am Sonntag ab 14 Uhr aus der Barbastelle drang. Umgekehrt hat man vom teuer eingerichteten Fledermaus-Habitat nichts mitbekommen im neuen Club, der nach der nebenan wohnenden Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) benannt ist. Michael Mittermeiers Comedy-Show „Lucky Punch“ hatte Premiere. Ein weiterer Baustein des „Soft Openings“ der Barbastelle, des wohl letzten fehlenden Puzzlestücks im Gesamtkonzept des Kulturkraftwerks Bergson.
Wie das gigantische Atrium mit seiner Treppenkonstruktion, die König Kunstgalerie oder das Elektra Tonquartier, Europas wohl modernster 500-Plätze-Konzertsaal, ist auch die Barbastelle etwas Besonderes geworden. Ein Schmuckstück von einem Keller-Club. Clever aufgeteilt mit der mit von der Reihenbestuhlung über Tische bis zur reinen Tanzfläche schnell nach Bedarf ausgestaltbaren Hauptfläche vor der Bühne. Mit der erhöhten Nische links vor den zwei Schächten, die auch einen Hauch von Tageslicht eindringen lassen. Mit der Raum-langen Bartheke rechts und dem Technik- oder DJ-Stand hinten vor dem Ein- und Ausgang, je nach Bedarf mit einem Vorhang verdeckbar.
Nicht nur die Proportionen stimmen für die je nach Ausstattung 80 bis 110 Gäste, auch die schlichte, aber trotzdem fast heimelige Ausstattung passt. Alles ist vorhanden, was für einen schönen kleinen Club-Rahmen nötig ist. So ist die Barbastelle schon jetzt stark nachgefragt für Feiern und Partys, entweder alleine oder als Ergänzung zu anderen Veranstaltungen im Haus, wie Programmleiterin Anna Schluifelder berichtet.
Auch die Akustik funktioniert, soweit man das nach der Comedy-Show als reinem Sprach-Test beurteilen kann. Denn natürlich sollen hier auch Konzerte stattfinden. Jazz- oder Pop-Acts, für die das Elektra-Tonquartier zu groß oder andere Konzertflächen des Hauses ungeeignet sind. Zum Beispiel werden am 27. März die eine Woche zuvor bei der Internationalen Jazzwoche Burghausen ermittelten Preisträger des Europäischen Nachwuchs-Jazzpreises in der Barbastelle auftreten. Und auch BR Klassik hat seine legendäre Jazz-Konzertreihe „Bühne frei im Studio 2“ nach der viel diskutierten und umstrittenen Schließung der Studios im Funkhaus jetzt hierher verlegt. Beim nächsten Termin am 26. März ist das Duo der Sängerin Enji und des Schlagzeugers Simon Popp zu Gast. Und am 30. April, dem „International Jazzday“, das Klaro Quartett der Altsaxofonistin Karolina Strassmayer.
Außerdem wird die Barbastelle jeden Donnerstag ein Ort für Lesungen, Vorträge, Diskussionen und Gesprächsrunden unter dem Dach der Bergson Akademie und des Kultur-Podcasts. Zu guter Letzt bastelt das Programmteam auch noch an einem Kabarett- und Kleinkunstprogramm, für das der „Lucky Punch“ nun die Initialzündung war.

„Lucky Punch“, das kommt mir doch bekannt vor, wird der eine oder die andere sagen. In der Tat, schon vor fast zwei Jahren hat Michael Mittermeier unter diesem Namen seinen Comedy-Club im Fat Cat, der Gasteig-Zwischennutzung, eröffnet. Mit großem Erfolg, inzwischen läuft das Programm täglich, abwechselnd als Mixed Show, Comedy Open Mic („Lucky Shot“) oder English Comedy Mic. Auch das BR-Fernsehen hat schnell zugeschlagen, die dort aufgezeichnete und bereits gesendete erste Staffel von „Mittermeiers Lucky Punch Comedy Club“ erreichte im Regionalfernsehen „Zuschauerzahlen, die manche Comedy-Sendungen im ARD-Hauptprogramm nicht haben“, wie Mittermeier stolz berichtet. Im Mai geht es mit der zweiten Staffel weiter, mit zwei Folgen mehr.
Mittermeier will also keineswegs aus dem Fat Cat aus- oder umziehen. Die Barbastelle im Bergson ist gewissermaßen eine Bonusveranstaltung. Ergeben hat sich das Ganze eher spontan, wie er erzählt. „Ich war mit meiner Frau Gudrun hier beim Fiva-Konzert. Meine Frau kennt ja den Bergson-Geschäftsführer Roman Sladek, mit ihm und den Amberger-Brüdern haben wir nachher geratscht. Ich sagte, ich kenne einen guten Comedy-Club, falls ihr Bock habt. Und die sagten: Wir haben übrigens einen schönen Raum. Dann sind wir runtergegangen und haben ihn uns angeschaut. Der war noch ein bisschen mehr Bau- als Barbastelle, aber ich kann mir Räume vorstellen. Ich habe sofort gesehen: Das ist ein 1A-Comedy Club. Also haben wir alle gesagt, lasst es uns einfach ausprobieren. Da war der gleiche Spirit bei allen: Wir wollen ja fördern.“
Und wie sieht es mit der Konkurrenz zu Thomas Hermanns Quatsch Comedy Club im Werksviertel aus? Gibt es da böses Blut? „Nein, das muss man andersherum denken“, sagt Mittermeier, „der Quatsch Comedy Club lief 25 Jahre ohne Konkurrenz. Inzwischen gibt es alleine in Berlin sieben andere eingeführte Clubs. Und das befruchtet sich gegenseitig, das nimmt sich kaum Publikum. Wir haben hier in München wahnsinnig viele Comedy-Erstbesucher. Und die gehen dann auch woanders hin.“
Der Comedy-Veteran ist politischer als die meisten sogenannten politischen Kabarettisten
In der Barbastelle wurde zunächst für die drei Monate Februar, März und April jeweils eine Doppelvorstellung um 16.30 Uhr und 19 Uhr eingeplant. Und weil der Start-Termin auch ohne Werbung sofort ausverkauft war, gab es noch eine 14 Uhr-Zusatzvorstellung. Mittermeier übernahm nicht nur die Begrüßung, sondern auch jeweils den letzten Part der von Hauke von Göns gehosteten Shows.
Und was soll man sagen. Der Comedy-Veteran („ich bin wahrscheinlich der älteste noch tourende Comedian“) hat es immer noch drauf wie wenige. Musks Nazigruß, der die drängendsten Themen vernachlässigende Wahlkampf, der Auftritt von J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz („einmal im Jahr fühle ich mich richtig unsicher in München“) – auf seine Art ist Mittermeier politischer als die meisten sogenannten politischen Kabarettisten. „Bei uns spielt einer mit iranischen Eltern, eine mit peruanischen, dann war ja heute die großartige Giada Severini da, eine hier lebende Italienerin. Wenn die hochgehen und über ihr Leben und ihre Familie erzählen, dann ist das hochpolitisch.“ Wovon man sich hier im Bergson das nächste Mal am 9. März überzeugen kann.
Lucky Punch – Michael Mittermeiers Comedy Club im Bergson Kunstkraftwerk, Sonntag, 9. März und 13. April, 16.30 und 19 Uhr, Barbastelle, www.bergson.com