Kabarett:Musk-etier

Michael Altingers neuer "Lichtblick" im Lustspielhaus nimmt das Publikum mit nach Strunzenöd, wo längst auch schon Jeff Bezos & Co regieren.

Von Oliver Hochkeppel, München

Ob als "Schlachthof"-Gastgeber, Band-Frontmann, Serien-Darsteller oder Rampensau in abgedrehten Theaterstücken wie zuletzt "Ratatata" - Michael Altinger ist eine dieser Kabarett-Wundertüten. So ist auch sein neues Solo-Programm "Lichtblick", das jetzt im Lustspielhaus Premiere hatte, wieder die gewohnte Revue aus grandiosen Albereien, schrägen Gedankenspielen und teilweise nur als Miniatur angespielten Song-Einlagen. Dabei überzeugt sein neuer Begleiter Andreas Rother nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Wandspieler, der die von Altinger hingedroschenen Bälle stoisch abtropfen lässt - sicher auch ein Resultat der Regiearbeit von Gabi Rothmüller.

Weil er die Revue so gut beherrscht, könnte sich Altinger auch mit einer Nummern-Show begnügen. Doch seine Solo-Programme bauen seit langem auf eine Konstante: Strunzenöd. In dieses fiktive bayerische Dorf geht es zwischen all dem Gewusel immer wieder zurück, und wenn man Glück hat, spiegeln sich dann große aktuelle Schweinereien in diesem ländlichen Mikrokosmos.

Diesmal hatte das Publikum besonderes Glück. Der "Lichtblick" des Programmtitels ist nämlich der zum dritten Mal auftauchende Strunzenöder Bürgermeister Hellmuth Lux. Die Gutsherrenart, mit der er Pseudo-Privilegien wie goldene und weiße Bändchen verteilt, und mit der er seine Schäfchen selbst noch beim Bau eines Raketen-Startplatzes im Wasserschutzgebiet unter Kontrolle hält, kommt einem irgendwie bekannt vor. ("Mir wollten wirklich dagegen protestieren, aber dann hat er wieder ein Fest gemacht, und alles war wieder gut.") Dieser Ober-Strunzenöder lässt Zug um Zug mehr und mehr Parallelen zu Großfürsten wie Elon Musk und Jeff Bezos erkennen. Durch diesen sogar noch ausbaufähigen Strang bekommt Altingers Comedy satirischen Tiefgang.

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