Messestadt Riem:Spuk um Mitternacht

Gruselzeit für Hexen und Gespenster: Schüler der Grund- und Mittelschule proben im Gemeindesaal der Sophienkirche für ihren großen Auftritt im Musical "Geisterstunde auf Schloss Eulenstein"

Von Ilona Gerdom, Messestadt Riem

14 Kinder der Grund- und Mittelschule stehen in einer Zweierreihe im Gemeindesaal der Sophienkirche. Einige tragen weiße T-Shirts und Strumpfhosen, andere bunte Röcke. Heute sind sie nicht einfach nur acht- bis 13-Jährige aus der Messestadt. Nein, hier treffen sich gerade Geister, Gespenster und Hexen, um mal ordentlich zu spuken. Während sie von einem Fuß auf den anderen treten, warten sie auf ihren Einsatz im Musical "Geisterstunde auf Schloss Eulenstein" von Peter Schindler. "Achtung, es ist Einlass! Das Publikum setzt sich!", ruft Choreografin Caroline Tajib-Schmeer. Weil nur geprobt wird, sind Rucksäcke, Pausenboxen und aufeinander gestapelte Stühle an diesem Tag allerdings die einzigen Zuhörer.

Auch die Bühne muss man sich noch vorstellen. Im Moment ist es eine kleine, mit Hockern abgegrenzte Fläche. Doch die Darsteller lassen sich davon nicht den Spaß verderben. Die meisten sind einfach nur froh, dass sie ihr Stück endlich gemeinsam einstudieren können. Denn bis dahin, so erzählt Projektleiterin Annette Nödinger, war es ein langer Weg. Eigentlich hätte die vom Förderverein Lehrer-Wirth-Schulen initiierte Musikshow bereits im Oktober 2020 aufgeführt werden sollen. Wegen der Pandemie wurde daraus nichts. Dreimal hatten sie es im vergangenen Jahr probiert - immer kam der Lockdown dazwischen. Das stellte alle vor Herausforderungen.

Einerseits wurde es finanziell eng. Honorare und Sachkosten wurden aus dem Programm "Kultur macht stark" bezahlt. Doch diese Förderung ist auf ein Jahr begrenzt. Beinah sei das Projekt "voll gestrandet", sagt Nödinger. Dank Elternbeiträgen und einem Zuschuss des Bezirksausschusses Trudering-Riem konnten Regisseurin Julia Riegel, Kinderchorleiterin Nödinger und Choreografin Tajib-Schmeer überhaupt weitermachen.

Nicht nur das Geld machte Probleme. Mit Corona waren Treffen in Präsenz passé. "Bestimmt 20 Proben haben wir online gemacht", erinnert sich die Projektleiterin. "Das war fürchterlich, aber doch besser als nichts." Eigentlich waren es auch mal 47 Teilnehmer. Mit dem Umstieg aufs Digitale hätten sie jedoch "25 Kinder verloren". Bei einigen sei die Internetverbindung nicht gut gewesen, andere hatten nach dem Schulunterricht keine Lust auf noch mehr Bildschirmzeit. Die, die jetzt übrig sind, sind für die 54-Jährige "die Helden".

Eine davon ist die neunjährige Emma. Sie tanzt gerade als Hexe über die improvisierte Bühne. Auf dem Kopf wackeln die Haare ihrer bunten Perücke, während sie zu ihrem Solo ansetzt. Es geht darin um eine Krachmaschine, mit der die Gespenster noch "viel lauter und furchterregender als je zuvor" rumoren können. Die Umstehenden lassen ein sehr geisterhaftes "huuuuuuuh" ertönen. Für Emma ist es schon das zweite Musical. Trotz der Online-Übungen hat sie viel mitgenommen: "Vorher hatte ich nicht so viel Selbstbewusstsein. Mir hat das gezeigt, dass jeder etwas an sich hat, was gut ist." Ein bisschen aufgeregt ist sie trotzdem, wenn sie an die zwei Aufführungen in der Kultur-Etage denkt. Dabei handelt es sich um sogenannte "öffentliche Proben". "Wenn dann etwas nicht gelingt, ist es nicht schlimm, weil es eine Probe ist", erklärt Nödinger. Das ist wichtig, weil die Kinder nur dreimal Gelegenheit hatten, das Stück gemeinsam durchzuspielen. Aber so hätten die jungen Leute immerhin die Chance vor Publikum aufzutreten.

Ab und zu hakt es tatsächlich noch ein bisschen. Mancher ist nicht sicher, wo er auf der Bühne stehen muss oder wann sein Einsatz ist. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Dafür sitzen bei den gemeinsamen Gesangseinlagen sowohl Text als auch Ton. Vor allem aber sieht man den kleinen Spukgestalten dann den Spaß an der Performance an. Und kein Wunder, denn so singen sie ja selbst: "Geisterstunde ist die schönste Stunde, die es für Gespenster gibt".

Die öffentliche Probe am Montag, 28. Juni, von 18 Uhr an in der Kultur-Etage an der Erika-Cremer-Straße 8 ist bereits ausverkauft.

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