Süddeutsche Zeitung

Messestadt Riem:Heiße Gespräche

IG Fernwärme und Stadtwerke sind sich bei der Geothermie-Rücklauftemperatur noch immer nicht einig

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Sie reden miteinander, immerhin. Die Stadtwerke und die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Fernwärme der Messestadt Riem haben sich bereits zwei Mal zu Gesprächen getroffen. Das berichtete Matthias Greska von der IG dem Bezirksausschuss Trudering-Riem. Das sei ein positives Ergebnis der Infoveranstaltung vom Januar. Diese Gespräche aber verliefen zwar in angenehmem Klima, die Stadtwerke aber zeigten in der Sache kein Entgegenkommen, so Greska. Daher erbaten die Aktiven aus der Messestadt nun erneut Schützenhilfe aus dem Stadtteilgremium.

Knackpunkt ist und bleibt die Rücklauftemperatur, mit der das im GeothermieKraftwerk der Messestadt hochgepumpte heiße Wasser nach der Nutzung in den Haushalten in die Erde zurückfließt. Die Stadtwerke pochen auf die vertraglich vereinbarten 45 Grad, bieten als Kompromiss im Sommer eine Erhöhung auf 55 Grad an. Die Betroffenen fordern für die ersten Bauabschnitte der Messestadt, als die Technik noch in den Kinderschuhen steckte, eine mittlere Rücklauftemperatur von "mindestens 60 Grad". Zudem fürchten sie, dass die Stadtwerke nun doch weitere Rücklauftemperaturbegrenzer einbauen, obwohl sie im Januar ein Ende dieser Aktion versprochen hatten. Das aber wäre "nicht nur juristisch höchst fragwürdig, sondern stellt eine gesundheitliche Gefährdung der Bewohner dar", so die IG. Die Bewohner sehen die Gefahr von Legionellenbefall. Greska erklärte vor dem Bezirksausschuss, die Stadtwerke strebten sogar eine Reduzierung bis auf 40 Grad an, um ihre Effizienz weiter zu steigern. Das, so konkretisierte er auf Anfrage, solle offenbar nun nicht nur für die neuen Häuser im vierten Bauabschnitt gelten, sondern sogar im Bestand. "Das stimmt nicht", stellte dazu ein Sprecher der Stadtwerke fest. Man stehe in Verhandlungen: "Die Stadtwerke sind grundsätzlich zu Kompromissen bereit."

Der Bezirksausschuss hatte schon gleich nach der Veranstaltung im Januar gefordert, diese Kompromissbereitschaft müsse sich in konkreten, schriftlich fixierten Angeboten der Stadtwerke äußern. Diese Forderung bekräftigte das Gremium und bittet gleichzeitig um eine weitere öffentliche Info-Veranstaltung noch vor der Sommerpause.

Georg Kronawitter (CSU) forderte zudem, die Stadtwerke sollten darstellen, wie schädlich die hohen Rücklauftemperaturen ökologisch und finanziell wirklich seien. Die Stadtwerke suggerierten, dass eine hohe Rücklauftemperatur den Hinterliegern schaden würde und somit quasi auch unsozial sei. Er jedoch denke nach Gesprächen mit dem Innungsmeister für Sanitärtechnik in München, dass dies falsch sei.

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Quelle:
SZ vom 25.04.2015
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