Süddeutsche Zeitung

Messestadt Riem:Gegen die Leere im Kopfbau

Es gab viele Initiativen, den brachliegenden Kopfbau der Flughafen-Besuchertribüne in der Messestadt zu beleben - bisher vergeblich. Ein Stadtratsantrag fordert nun: Zur 20-Jahr-Feier des Stadtteils 2019 soll das Bauwerk saniert sein

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Der Kopfbau der früheren Flughafen-Besuchertribüne ist eine Problem-Immobilie: Das Bauwerk steht unter Denkmalschutz, sollte also dringend bewahrt werden. Der Flachbau hat aber andererseits keine Heizung, was potenzielle Nutzer, gerade aus der Gastronomie sowie auch aus der sozialen oder kulturellen Szene, eher abschreckt. Das städtische Kommunalreferat verwaltet das Gebäude, das Kultur- und das Sozialreferat haben indes keinen Bedarf für das Haus angemeldet. Also blieb es bisher leer - ungeheizt und ungelüftet, weswegen vor ein paar Wochen auch ein Schimmelbekämpfungstrupp eingesetzt werden musste.

Andererseits gibt es jede Menge Begehrlichkeiten, vor allem, da nun die Messestadt mit dem neuesten Bauabschnitt - und also auch potenzielles Publikum - nah an das Gebäude herangewachsen ist. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem kann seit langem quasi im Schlaf eine ganze Palette von Wunschnutzungen herbeten: vom Band-Übungsraum bis zum Mutter-Kind-Gruppen-Domizil. In der Messestadt selbst gibt und gab es immer wieder qualifizierte Konzeptideen, etwa aus dem rührigen Kinder- und Jugendtreff Quax heraus oder aus dem dortigen Bürgerforum. Zuletzt hatte im Sommer Künstler Michael Lapper, der in der Messestadt lebt, vor dem Kopfbau einen gut angenommenen Kulturkiosk mit buntem Kulturprogramm installiert und den Kopfbau immerhin für eine Präsentation teilweise und temporär nutzen dürfen. Zudem äußert der Verein Startstark immer wieder die Idee, dort ein Projekt für benachteiligte Jugendliche aufzuziehen. Zumindest hatte sich vor einigen Monaten bereits ein Vertreter des Vereins im örtlichen Bezirksausschuss vorgestellt, Interesse am Kopfbau bekundet und von Fußballstar Manuel Neuer als möglichem Paten gesprochen.

Allein: Was auch immer erwogen wurde, der Kopfbau blieb bisher leer. Nun versuchen zwei Stadträte der Grünen, Herbert Danner und Paul Bickelbacher, in einem Antrag an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) quasi von hinten durch die Brust Dynamik in die Sache zu bringen: Sie erinnern daran, dass die Messestadt im Jahr 2019 ein rundes Jubiläum zu feiern habe. Zwar seien ein paar Pioniere schon 1998 hingezogen, doch 1999 könne dennoch getrost als das "Geburtsjahr der Messestadt" bezeichnet werden, in dem sich das ehemalige Flughafenareal mit Leben füllte. Bickelbacher und Danner, letzterer auch Mitglied im örtlichen Bezirksausschuss, bringen nun die Idee ins Spiel, in die möglichst mehrtägige oder auch mehrwöchige 20-Jahr-Feier im Sommer und Herbst des kommenden Jahres den Bau einzubeziehen. "Höhepunkt der Feierlichkeiten soll die Übergabe des sanierten Tribünen-Kopfbaus an die Messestädter werden, mit kulturellen Beiträgen und Projekten, und mit einem tragfähigen sowie bürgerfreundlichen Nutzungskonzept für die Zukunft", fordern die Stadträte in ihrem Antragspapier.

Und sie schmeicheln der Stadt, die hier über ihren Schatten springen soll, auch noch ein wenig: Nach den schwierigen Anfangsjahren sei die Messestadt nun mit ihren 6000 Wohnungen für rund 18 000 Menschen, ihren Schulen, Kitas, zwei U-Bahnhöfen, zahlreichen Arbeitsplätzen, Park und Badesee und bald auch einem Gymnasium ein lebendiger Stadtteil geworden. "Viele Gründe für die Landeshauptstadt, den Bezirksausschuss und die Messestädter, dieses Jubiläum kräftig zu feiern." Bleibe nur der Wermutstropfen: das jahrelange Trauerspiel um den Kopfbau. "Der Worte sind genug gewechselt", schreiben Danner und Bickelbacher, "lasst uns endlich mutig und entschlossen handeln, den Kopfbau aus dem jahrelangen Dornröschenschlaf erwecken und in einen lebendigen kulturellen Ort verwandeln".

Auch der Bezirksausschuss hatte dort offenbar in den Ferien einen Ortstermin und wird sich in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 20. September, wieder einmal mit dem Kopfbau befassen.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2018
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