Messestadt Riem:Enormer Kraftakt für die riesige Schau

Die weltweit größte Baumaschinenmesse Bauma wird heuer noch gigantischer ausfallen - damit steigt auch der logistische Aufwand - allein am Supersamstag werden 100 000 erwartet. An der Autobahn wird eigens eine Brücke errichtet, die U-Bahn verkehrt im Zweieinhalb-Minuten-Takt

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Die Kräne wachsen schon in den Himmel: 2019 ist ein "Bauma-Jahr", soll heißen: Heuer wird diese Weltleitmesse der Bergbau- und Baumaschinen wieder in Riem stattfinden - und sie wird erneut Superlative melden können. Die Zahl der Aussteller ist auf 3700 gestiegen; sie kommen aus 60 Ländern. Die Ausstellungsfläche ist auf 600 000 Quadratmeter gewachsen. 2016 wurden 580 000 Besucher gezählt, in diesem Jahr wird wohl die Marke von 600 000 geknackt. Die Bauma dauert von 8. bis 14. April, Rekordbesuchertag wird der Bauma-Supersamstag sein, der 13. April. Zu den wohl mehr als 100 000 Besuchern kommen die Mitarbeiter der Aussteller. Frank Pastior, Abteilungsleiter für Verkehr und Sicherheit bei der Messe, muss an diesem Tag 21 500 Autos, 1000 Reisebusse und 500 Wohnmobile unterbringen. Zudem parken 250 Lastwagen der Aussteller beim Gelände. "Der Samstag ist der Maßstab", sagt er.

Es ist die achte Bauma in Riem und die achte für Pastior. Während diese Messe stetig wuchs, ist auch die benachbarte Messestadt gewachsen, zuletzt um ein Flüchtlingsheim und das Zentrum am Bahnhof West. Der Platz für Autos in unmittelbarer Umgebung ist also immer kleiner geworden - und wird bei der nächsten Bauma 2022 noch einmal um die Fläche des geplanten Schulcampus' schrumpfen. Doch gewachsen ist die Erfahrung Pastiors und seines Teams, wie diese große Herausforderung zu bewältigen ist.

Frank Pastior, Verkehrsplaner der Messe, Thema: Bauma-Verkehr

Organisator der Massen: Sicherheitschef Frank Pastior.

(Foto: Florian Peljak)

In jedem Bauma-Jahr gibt es Neuerungen. Dieses Mal ist es eine zusätzliche Parkfläche in Aschheim. Noch wichtiger aber ist ein neuer Busparkplatz an der Hofbräuallee bei Kloiber Containerlogistik, wo zusätzlich zum Umschlagbahnhof Reisebusse unterkommen. Doch beides liegt jenseits der Autobahn. Den Busfahrgästen steht bisher nur eine kleine Fußgängerbrücke zur Verfügung, auf der sich 2016 die Besucher drängten. Deshalb wird auf der Westseite des Kloiber-Geländes eine temporäre Stahlbrücke über die Autobahn zum Eingang Nordwest gespannt. Pastior hat eine holländische Fachfirma gefunden, die die Brückenelemente in der Nacht zum 27. März aufbaut. Eine Stunde ist eingeplant, länger will die Autobahndirektion die A 94 nicht sperren. Für die Umleitung wird kurz die Paul-Henri-Spaak-Straße in der Messestadt geöffnet, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon abgeriegelt ist. Pastior freut sich, wie gut alle Behörden zusammengearbeitet haben, um in kürzester Zeit die Betriebserlaubnis für die Brücke zu ermöglichen. Reibungslos werde hoffentlich auch der Shuttle-Verkehr auf vier Routen mit 40 Bussen von den Parkplätzen in Aschheim und Feldkirchen, dem Wohnmobilplatz auf der Olympia-Reitanlage und dem S-Bahnhof Riem klappen: Für die Shuttles wurden 2016 Feldwege asphaltiert. Die Strecken werden via Polizei den Navigationsgeräten als voll gemeldet, sodass die Busse gut durchkommen.

Pastior appelliert dennoch an alle, die individuell anreisen, nicht dem Navi zu vertrauen, sondern den aktuellen Hinweisen. Die Autobahndirektion habe die mehr als 40 elektronischen Anzeigen auf der A 94 erneuert. Die hellere Schrift der dynamisch programmierbaren Zeilen werde deutlich besser akzeptiert, das habe sich bereits gezeigt. Pastiors Tipp, wie man am Bauma-Samstag am besten anreist: sein Auto irgendwo in München auf einem Park-and-ride-Parkplatz abstellen und die U-Bahn nehmen, "so wie 55 Prozent aller Besucher und Aussteller", so der Abteilungsleiter. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setze in der Spitze die Züge im Zweieinhalb-Minuten-Takt ein. Glücklicherweise habe der FC Bayern am Bauma-Wochenende kein Heimspiel - so stehe das Arena-Parkhaus in Fröttmaning für die Bauma-Besucher als Puffer zur Verfügung. Auch mit der Taxizentrale arbeite man immer gut zusammen, merkt der Experte an.

Aufbau Bauma, Messe Riem

Der Sicherheitschef muss Sorge tragen, Tausende Autos, Hunderte Reisebusse sowie Wohnmobile und Lkw rund ums Bauma-Gelände unterzubringen.

(Foto: Florian Peljak)

Die Messestädter werden sich dennoch wieder belagert fühlen. Auch dieses Mal bekommen alle (sofern sie kein Werbeverbot an ihrem Briefkasten haben) per Postwurfsendung einen netten Brief und zwei Freikarten. Und an jedem Vormittag stellt die Messe an den Zufahrten zum Wohnviertel eigene Posten auf. Voller als sonst wird aber auch die Tiefgarage der Riem-Arcaden sein, Pastior hat das mit der Centermanagerin abgesprochen.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Bauma eine siebentägige Ausnahmesituation, für Pastior aber gehören die Auf- und Abbauphase zum Aufgabenfeld. Bereits am 2. November 2018 hat die Firma Liebherr für ihre Messebauten den ersten Spatenstich gemacht, die Abbauzeit reicht offiziell bis 6. Mai, in der Praxis aber bis Mitte Juni; es ist sicher förderlich, dass die Osterferien dabei sind. Ansonsten aber liefen und laufen während der Auf- und Abbauphase andere, ebenfalls publikumsintensive Messen, etwa die Internationale Handwerksmesse, das zeigen die vielen bunten Pläne an der Pinnwand hinter Pastiors Schreibtisch.

Für keine Messe ist der Aufbau so komplex wie für Bauma, daher hat Frank Pastior mit seinen Mitarbeitern einen 14-seitigen Verkehrsleitfaden, die "Bibel", wie er schmunzelnd sagt, über das neue System Fair Log ausgearbeitet: "Wir zwingen die Aussteller, für Ent- und Beladen verbindlich ein Zeitfenster zu buchen", sagt er. Fahrer werden auf einen Vor-Parkplatz geleitet, bekommen dort erst einen Einfahrtsschein für eine bestimmte Zeit - und rechtzeitig in ihrer Muttersprache eine SMS: "Und dann los." So habe man das professionalisiert. "Alles IT-gestützt", sagt Pastior, bei der Umweltmesse Ifat 2018 habe das System seine Bewährungsprobe bestanden.

Pastior ist aber nicht nur für den Verkehr verantwortlich, sondern auch für Sicherheit. Wichtige Partner sind das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit Verkehrsabteilung und Branddirektion und die Polizei. Egal, ob mitten im Gelände oder irgendwo in der Messestadt, wenn ein Mülleimer brennt oder jemand einen Schlaganfall hat, müssen Feuerwehr oder Rettungsdienst zu jedem Zeitpunkt durchkommen. Ein Aspekt der Sicherheit ist für Pastior das strikte Drohnenverbot. Zu groß sei die Gefahr, dass Funkwellen oder auch ein Kran die Fernbedienung ablenken. Die Bauma werde aber erstmals einen per Aufzug erreichbaren "Selfie-Tower" aufstellen, damit die Gäste die Chance auf eigene Fotos von oben haben. Pastior, der die Bauma-Tage vor den Kameras in der Verkehrsleitzentrale verbringen wird, hofft, dass er es wenigstens einmal schafft, selbst dort oben zu stehen und zu staunen.

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