Süddeutsche Zeitung

Messestadt Riem:Ein Fest für mehr Leben

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Über dem Rohbau für die Erweiterung der Riem-Arcaden hängt nun der Richtkranz. Die neue Geschäftsfläche und der mächtige Portikus sollen den Willy-Brandt-Platz zum wahren Mittelpunkt der Messestadt Riem werden lassen

Von Johannes Korsche, Messestadt Riem

Es ist, das hört man oft am Dienstagvormittag, der Schlussstein, der das Stadtquartier rund um den Willy-Brandt-Platz und die Riem-Arcaden komplettieren soll. Etwa 100 Gäste sind zum Richtfest gekommen, um zu feiern, dass der Rohbau am westlichen Ende des Willy-Brandt-Platzes fertig ist. Noch hat der Innenausbau nicht begonnen, doch die ersten Mieter stehen schon fest; im Frühsommer 2018 sollen sie einziehen können. Doch trotz der allgemeinen Freude dämpft Ludwig Wappner, der mit seinem Architekturbüro Allmann Sattler Wappner Architekten den Entwurf für die Gestaltung lieferte, die Euphorie, denn: Bis das Stadtquartier belebt und begrünt ist, "muss noch ein bisschen was passieren."

Vom städtebaulichen Wettbewerb bis eben jetzt zu dem Moment, da dem viergeschossigen Rohbau die Richtkrone aufgesetzt werden konnte, hat es 17 Jahre gedauert. Der Neubau erweitert die Riem-Arcaden, die derzeit bereits 100 000 Quadratmeter Nutzfläche bieten, um weitere 18 500 Quadratmeter. Im April 2016 hatte man damit begonnen, die bereits 2004 unter dem Willy-Brandt-Platz gebaute Tiefgarage zu ertüchtigen, sagt Wappner. Denn die Statik war auf die ursprünglichen Pläne ausgelegt, die in dem Gebäude unter anderem einen großen Kinosaal vorgesehen hatten und damit wesentlich leichter gewesen wäre als die nun geplante Nutzung. Im August vergangenen Jahres begann der Bau des neuen Gebäudes. Nach knapp zwei Jahren soll er im Frühsommer 2018 endgültig abgeschlossen sein.

Auf etwa 5000 Quadratmetern in den unteren beiden Geschossen hat sich bereits der Modehändler "Peek & Cloppenburg" eingemietet. Außerdem steht schon fest, dass der Lebensmittel-Discounter Aldi in dem Gebäude eine 1300 Quadratmeter große Filiale eröffnen wird. Damit habe man auf die Wünsche "von Menschen, die hier leben," reagiert, sagt Thomas Röhrs des Investors UniImmo. Derzeit sucht man noch einen Sportartikelhändler und einen Gastronomie-Betrieb für die verbleibenden, derzeit nicht belegten Ladenflächen. Auf den oberen beiden Stockwerken kommt in Zukunft ein MotelOne mit 311 Zimmern unter. Insgesamt drei begrünte Innenhöfe sollen es den Hotelgästen ermöglichen, innerhalb des Hotels im Freien zu sitzen. Eröffnungstermin? - "Rechtzeitig zur Wiesn", sagt Alexander Kurbasik, technischer Leiter bei der Baufirma Ed. Züblin. Eine transparente Brücke wird die Geschäfte im Neubau mit den bereits bestehenden verbinden.

Zu diesem Zeitpunkt soll dann auch der den Willy-Brandt-Platz überspannende Portikus stehen. Das mächtige Tor wird, 22 Meter hoch, zwischen dem Hotel im Osten und dem Neubau im Westen des Platzes gespannt. Neben der aufeinander abgestimmten Fassadengestaltung soll die 150 Meter lange Stahldachkonstruktion den Platz optisch einrahmen. Wappner hofft, dass die Dachkonstruktion, die von acht symmetrischen Stützenpaaren getragen wird, identitätsstiftend für den Ort" sein wird: "Wenn der gebaut wird, werden alle mit offenen Mündern dastehen."

Die weiße Dachkonstruktion soll ihren Teil dazu beitragen, dass sich aus dem größten Shopping-Center Bayerns auch ein lebenswertes Stadtquartier für die Anwohner entwickelt. Dazu sollen auch die Geschäfte im Erdgeschoss beitragen, die sich von den Pasing-Arcaden abschauen könnten, dass man "nicht nur Indoor seine Sachen anbietet, sondern auch die Stadt auf dem Platz davor mitnimmt", hofft Wappner; der Willy-Brandt-Platz, immerhin so groß wie der Marienplatz, soll dadurch zum Leben erweckt werden. Denn noch sei die Willy-Brandt-Allee entlang der Messe eine "tote Straße", wie Wappner findet. Zwar verbindet man in seinen Augen mit der Messestadt Riem noch immer das Stigma der Vorstadt, doch das werde dem Viertel nicht gerecht. Ludwig Wappner hofft, dass sich dieses Image des Viertels durch den in Zukunft belebten Willy-Brandt-Platz ändern wird.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2017
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